ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

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Fecisti nos ad te, domine, et inquietum est cor nostrum donec requiescat in te.

Confessiones 1,1

Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Bekenntnisse 1,1

 

5. Die Menschwerdung aus der Jungfrau Maria

Weihnachten feiert die Christenheit den ‹dies natalis domini - Geburtstag des Herrn›. Die Geburt Christi im Fleische war das Thema der Lesungen im Wortgottesdienst. Der Prediger beschwört einmal seine Zuhörer mit den Worten: «audite quod nostis, recolite quod audistis, amate quod creditis, praedicate quod amatis - Hört, was ihr (bereits) kennt, bedenkt, was ihr hört, liebt, was ihr glaubt und verkündet, was ihr liebt» (Sermo 194,1). An der Geburt des Herrn aus Maria der Jungfrau hält Augustin mit nahezu allen Theologen der Patristik fest. Die Jungfrauengeburt wurde geradezu zum Schibboleth der Orthodoxie. Dem Akt der Empfängnis geht der Glaube Mariens voraus. Christi Geburt unterscheidet sich von allen anderen Geburten durch Wahrung der Integrität der Jungfräulichkeit Mariens, und zwar sowohl bei wie auch nach der Geburt Christi. Auf dieses Mysterium zu verweisen, wird Augustin nicht müde.

Anfang

Sermo 196,1:

Inde ergo aliquid loquamur, si forte possumus. angelus nuntiat, uirgo audit, credit, et concipit. fides in mente, Christus in uentre.

Sermo 196,1:

uirgo concepit, miramini: uirgo peperit, plus miramini: post partum, uirgo permansit.

 

Darüber wollen wir reden, soweit wir dies können. Der Engel verkündet, die Jungfrau hört, glaubt und empfängt. Der Glaube in ihrem Geist, Christus in ihrem Schoß.

 

Die Jungfrau hat empfing; staunt (darüber): die Jungfrau gebar; staunt noch mehr (darüber, denn) auch nach der Geburt blieb sie Jungfrau.

Sermo 192,1:

Miramur uirginis partum, et nouum ipsum nascendi modum incredulis persuadere conamur, quod in utero non seminato germen prolis exortum est, ... quod uirginitatis integritas et in conceptu clausa, et in partu incorrupta permansit.

mira est ista potentia, sed plus est miranda misericordia, quod ille qui sic nasci potuit, nasci uoluit.

 

Wir staunen über das Gebären einer Jungfrau und wir versuchen die Ungläubigen von diesem neuen Weg des Geborenwerdens zu überzeugen, dass nämlich in einem unbesamten Schoß der Spross eines Kindes hervorging. ... dass die Integrität der Jungfrauschaft sowohl in der Empfängnis bewahrt, als auch bei der Geburt unversehrt blieb.

Zu bestaunen ist diese Fähigkeit, jedoch noch mehr zu bestaunen ist die Barmherzigkeit (als Motiv), dass jener, der auf solche Weise geboren werden konnte, (überhaupt) geboren werden wollte.

Sermo 191,2:

Sic adimpletum est quod praedixerat Psalmus «ueritas de terra orta est».

Maria uirgo ante conceptum, uirgo post partum.

Absit enim ut in ea terra, hoc est in ea carne unde orta est ueritas, periret integritas.

 

So ging die Voraussage des Psalmverses (84,12) in Erfüllung:«Die Wahrheit spross aus der Erde hervor».

Maria ist Jungfrau vor der Empfängnis und Jungfrau nach der Geburt.

Fern sei es, dass in der selben Erde, das heißt, in dem selben Fleisch, aus dem die Wahrheit (Gottes Wort) hervorspross, die Unversehrtheit verloren gehen sollte.

Sermo 186,1:

gaudeamus, fratres: laetentur et exsultent gentes. istum diem nobis non sol iste uisibilis, sed creator ipsius inuisibilis consecrauit; quando eum pro nobis uisibilem factum, a quo inuisibili et ipsa creata est, uisceribus fecundis et genitalibus integris uirgo mater effudit.

 

concipiens uirgo, pariens uirgo, uirgo grauida, uirgo feta, uirgo perpetua.

 

quid miraris haec, o homo? deum sic nasci oportuit, quando esse dignatus est homo.

talem fecit illam, qui est factus ex illa.

 

Wir wollen uns freuen, Brüder: es sollen fröhlich sein und jubeln die Völker. Diesen Tag (Christus) hat uns nicht die sichtbare Sonne, sondern deren unsichtbarer Schöpfer selbst geheiligt, als die Jungfrau und Mutter ihn, den für uns sichtbar Gewordenen, von dem sie selbst als dem Unsichtbaren erschaffen wurde, durch ihren fruchtbaren Schoß und ihr unversehrtes Geschlecht gebar.

 

(Sie, Maria, ist) Jungfrau bei der Empfängnis, Jungfrau bei der Geburt, schwangere Jungfrau, befruchtete Jungfrau, Jungfrau immerwährend.

Was wunderst du dich darüber, o Mensch? Es schickte sich für Gott auf eine solche Weise geborne zu werden, als er sich würdigte, Mensch zu sein.

Als solche erschuf er sie, der aus ihr geworden ist.