ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

Augustinus Werke

Sein immenses Werk und seine beispiellose Wirkungsgeschichte

Es zählt zu den Glücksfällen der Kulturgeschichte des Abendlandes, daß Augustins Schriften, von wahrscheinlich zahlreichen bisher noch nicht aufgefundenen Briefen und Predigten abgesehen, im großen und ganzen erhalten blieben. Seine außerordentlich breite Wirkungsgeschichte bis in unsere Tage hat nicht zuletzt darin ihren Grund.
Schon kurz nach seinem Tode begannen Gelehrte, sein Werk in Florilegien zu sammeln und zu verbreiten.
Im Mittelalter waren Sentenzensammlungen mit überwiegendem Anteil aus dem augustinischen Schrifttum gefragte Hilfsmittel des Schulbetriebs.
Bereits im 14. Jahrhundert setzte das lexikalische Interesse an seinem Oeuvre ein. Der Augustinertheologe und Wegbereiter des Humanismus Bartholomaeus von Urbino stellte unter 1000 alphabetisch geordneten Stichwörtern ca. 15000 Exzerpte zusammen.
Kaum war der Buchdruck erfunden, veröffentlichten Amerbach, Petri und Froben - Petri ist der Vorfahre des Hauses Schwabe in Basel - 1506 die erste Gesamtausgabe der Werke Augustins.
Heute freilich wird des Kirchenvaters enormer Einfluß auf die abendländische Geistesgeschichte zunehmend auch kritisch betrachtet. Die Auseinandersetzung über seine Person und sein Werk hat nicht zuletzt deshalb an Aktualität kaum etwas eingebüßt. Im Gegenteil, das Interesse an Augustin nimmt eher zu als ab. Sein Denken wirkt nicht nur auf die Theologie und die Philosophie ein, sondern auch auf die Geschichtstheorie, Psychologie, Linguistik, Sozial- und Staatskunde - um nur einige der modernen Wissenschaften zu nennen.
Dieses exzeptionelle Interesse am Denken Augustins macht es verständlich, daß sich zur Zeit gleich zwei wissenschaftliche Unternehmen um kritische Editionen seiner Schriften bemühen und daß auch die Sekundärliteratur - sie wird auf 50000 Titel geschätzt - jährlich immer noch um zwei- bis dreihundert Titel zunimmt.