ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

Dieser Artikel entstammt dem Augustinus-Lexikon und wurde in dessen 2. Band (1996-2002) auf den Spalten 1098-1114 publiziert.

I. Erziehungs- und Bildungsideale vor A. – II. E. bzw. ‹erudire› im klassischen Latein und der Wortbefund bei A. – III. E. durch die ‹disciplinae liberales› und A.s Kritik daran – 1. Die Cassiciacumschriften – 2. De musica 6 – IV. E. in der Glaubensunterweisung der Kirche – 1. Der «homo christianus litteris tantum ecclesiasticis eruditus» – 2. Die Kirche als ‹schola Christi› – 3. Der katechetische Unterricht und die Weiterbildung der ‹fideles› – 4. Ambivalenz der profanen und Stringenz der christlichen e. – V. Die Rolle der e. in der Auseinandersetzung mit Häresien und Irrtümern der Philosophen – VI. Der biblisch geprägte e.-Begriff: die ‹e. patris›

I. Erziehungs- und Bildungsideale vor A. – Erziehung und Bildung stehen am Anfang der griechischen Kultur [1]. Physisches Aufziehen (τρέφειν) gehörte zur privaten Fürsorge; gymnastisches, musisches und intellektuelles Erziehen (παιδεύειν) wurde hingegen im Laufe der Zeit zunehmend eine Aufgabe der Polis [2]. Grieche wurde man eher durch παίδευσις als durch Abstammung [3]. Philosophen widmeten ihr größte Aufmerksamkeit [4]. Das Bildungsziel (τέλος) war jedoch umstritten [5]. Vertrat Protagoras ein anthropozentrisches, letztendlich individualistisches und relativistisches [6], so Platon ein transzendentes, auf das Erkennen des Guten (ἀγαθόν) hin ausgerichtetes [7]. Damit war der ‹Theologie› eine wichtige Funktion in der Erziehung zugewiesen [8]. Konsequent forderte er eine Kontrolle des Bildungsstoffes [9] sowie eine Auswahl der Pädagogen [10]. In der Zeit des christlichen Hellenismus [11] folgte die Christenheit, die allein schon im Blick auf ihren Gottesdienst auf literarische Unterweisung ihrer Anhänger nicht verzichten konnte [12], hinsichtlich des Bildungszieles sowie der Kontrolle des Bildungsstoffes mutatis mutandis Platon, sonst aber prägte die beim Grammatiker und beim Rhetor vermittelte literarische Erziehung eher Isokrates [13], wobei die römische mehr traditions-gebunden und auf das praktische Leben ausgerichtet blieb [14].

Die von der Bibel geprägte Kultur wich in ihrer Erziehungs- und Bildungsvorstellung erheblich von jener der Griechen ab [15]. In ihr ist infolge der engen Beziehung Gottes zu seinem auserwählten Volk die Ausbildung einer pädagogischen Terminologie unterblieben. Von den Grundbedeutungen des Stam-mes ‹jsr› (‹zurechtbringen›, ‹richtig leiten›, ‹züchtigen›) werden ‹mosar› (‹Zucht› und ‹Züchtigung›, im weiteren Sinn auch ‹Bildung›) abgeleitet [16]. Züchtigung durch Jahwe ist ein Dauerthema der Psalmen- und der Weisheitsliteratur [17]. Die LXX übersetzte die Wortgruppe von ‹jsr› in der Regel mit der von παιδεύω. So nahm παιδεία einerseits den Sinn von Zucht und Züchtigung in sich auf, andererseits drang dadurch der im Griechischen vorherrschende intellektuelle Gehalt auch in ursprünglich von hebräischem Denken geprägte Texte mit ein [18]. Bei Philon wird dieser doppelte Bedeutungswandel faßbar [19]. Neutestamentliche Schriftsteller tragen dem ebenfalls Rechnung. Paulus, laut Act 22,3 in Tarsus «aufgezogen» (ἀνατεθραμμένος) und nach der Strenge des Gesetzes «erzogen» (πεπαιδευμένος [20]), tadelt Rm 2,20 den Juden (korporativ), weil dieser Erzieher (παιδευτής) und Lehrer (διδάσκαλος) von Nichtjuden sein wolle [21]. In der lukanischen Leidensgeschichte bedeutet παιδεύειν jeweils ‹züchtigen› (cf. Lc 23,22). Auch sonst ist die neutestamentliche Erziehungslehre (παιδεία κυρίου, nicht: νόμου) stark von der Zucht bestimmt [22].

Christliche Autoren, die meist selbst von der klassischen Bildung geprägt waren, nahmen Sätze griechischer Dichter und Denker in ihre Schriften mit auf und ließen das Christentum zugleich als Fortsetzung dieser Bildung erscheinen [23]. Missionare im Philosophenmantel wie Justin trugen zur Festigung dieser Auffassung bei [24]. Die Invektiven Tertullians [25] oder die Gehässigkeiten des Antihellenisten Tatian [26] vermochten die gegenseitige Durchdringung der griechischen und der biblisch-christlichen Kultur sowie die Geburt eines christlichen Humanismus [27] nicht mehr aufzuhalten. Sie erreichte, nachdem bereits Clemens Alexandrinus die Erziehung als christliche Vervollkommnung beschrieben hatte [28], bei Origenes, der die ganze Begriffswelt aus der griechisch-philosophischen Tradition zur Begründung einer christlichen Theologie heranzog, ihren ersten Höhepunkt [29]. Basilius sanktionierte mit seiner Schrift Ad adolescentes die eingeschlagene Richtung [30]. Dieser letztlich aus drei Quellen – heidnischer Antike, biblischer Welt und frühem Christentum – gespeisten Bildungstradition [31] blieb auch A. verpflichtet.

Anmerkungen. – [1] Zur Prägung des Begriffs in der griechischen Welt cf. Bertram 597-603. – [2] Cf. Pl. Mx. 248d; Arist. Oec. 1,3, 1344a6-8; cf. Bertram 598.600; Christes, Erziehung 111-114. – [3] Isoc. Or. 4,50; cf. Blomenkamp 506; Lechner 45sq. – [4] Lechner 52-67; Marrou, Histoire 87-106; Blomenkamp 504-507. – [5] Jaeger, Paideia; Dörrie. – [6] Dies entsprach seinem ‹homo-mensura-Satz›: πάντων χρημάτων μέτρον ἐστὶν ἄνθρωπος, τῶν μὲν ὄντων ὡς ἔστιν, τῶν δὲ οὐκ ὄντωον ὡς οὐκ ἔστιν (VS 80 B1); cf. auch Pl. Tht. 152a. – [7] Cf. Pl. R. 509b. Zum Bildungsmaß Pl. Lg. 716c: ὁ δὴ θεὸς ἡμῖν πάντων χρημάτων μέτρον ἂν εἴη μάλιστα, καὶ πολὺ μᾶλλον ἤ πού τις, ὥς φασιν, ἄνθρωπος. – [8] Zu Platon als Schöpfer des Begriffs ‹Theologie› cf. Jaeger, Paideia 3,21. – [9] Cf. Pl. R. 377a-c. Zum Wandel in der Beurteilung des Bildungsstoffes beim späteren Platon cf. Lechner 64-67. – [10] Cf. Pl. R. 467d; Plt. 308d-e. – [11] Marrou, Histoire 151-336; Lechner 76-136. – [12] Bardy, Trois premiers siècles; Ellspermann 1-13. – [13] Marrou, Histoire 332; Kevane, Isocrates 301-305. – [14] Marrou, Histoire 342; Fuchs 348-350; Eggersdorfer 1-14; Lechner 138-233; Blomenkamp 510-516. – [15] Bertram 603-623; Birkenbeil 65-107. – [16] Bildung zielt primär auf Aneignung des Gesetzes, erst sekundär auf profanes Wissen; cf. Bertram 604; de Fraine mit Literatur. – [17] Programmatisch Ps 93,10: «qui erudit gentes non arguet qui docet hominem scientiam?». – [18] Bertram 607. – [19] Bertram 611-614. – [20] Bzw. nach dem Codex Durmachensis παιδευόμενος («sich bildend»). – [21] Παιδευτής meint wohl wie παιδαγωγός den mit praktischer Führung und Leitung Beauftragten, διδάσκαλος hingegen den mit theoretischen Aufgaben Betrauten; cf. Bertram 618. – [22] Cf. Hbr 12,5sq. mit Prv 3,11sq.; ferner 1 Cor 11,32; 2 Cor 6,9; Eph 6,4; 2 Tm 3,16; Apc 3,19. – [23] Aufschlußreich schon Act 17,16-34; cf. Fuchs 350sq.; Dokumente aus 1 Clem. bei Jaeger, Christianity 12-26. – [24] Zu Gemeinsamkeiten der Lehre bei Sokrates und Christus cf. Iust. 1 apol. 5,4. – [25] Cf. Tert. praescr. 7. – [26] Tat. Orat. passim. – [27] Zur klassischen Bildung namhafter christlicher Schriftsteller Stiglmayr; Bardy, Trois premiers siècles; id., IVe siècle. – [28] Cf. zu den zahlreichen Stellen des göttlichen παιδαγωγός das Register GCS 39 (Clemens Alexandrinus 4), 615sq. – [29] Jaeger, Christianity 46-67; Bardy, Trois premiers siècles 11-19. – [30] Bardy, IVe siècle 13-15; Pauli 103. – [31] Bardy, IVe siècle; Saddington; Fontaine 6; umfassend Faggin; zum Stand des christlichen Schulwesens zur Zeit A.s sowie zu den Inhalten der ‹e. ueterum› cf. Studer, Schola 83-135; zu Nordafrika speziell cf. Vössing.

II. E. bzw. ‹erudire› im klassischen Latein und der Wortbefund bei A. – Das Adjektiv ‹rudis›, dem e. und ‹erudire› semantisch zuzuordnen sind [32], bezeichnet im Latein der ciceronischen Zeit sowohl den rohen und unbearbeiteten Zustand von Sachen als auch das ungesittete Benehmen und den mangelhaften Kenntnisstand von Personen. Ein ‹rudis› ist jemand, der noch nicht ‹politus› [33], ‹exercitatus› [34], ‹peritus› [35] oder ‹doctus› [36] ist. ‹Erudire› bedeutet demnach, jemandem ein gewisses Maß an Fertigkeiten, Verhaltensweisen, Kenntnissen, Wissen etc. zu vermitteln [37]. Wegen seiner semantischen Breite kann ‹erudire› synonym zu ‹docere›, ‹exercitare›, ‹polire›, ‹educare› etc. – Bedeutungsnuancen bleiben freilich – gebraucht werden. Fügt ‹docere› Wissen hinzu (‹docere aliquem aliquid›), so hebt ‹erudire› vorhandene Mängel auf (‹erudire aliquem in aliqua re/de aliqua re/ad aliquam rem›). Im Unterschied zum physischen und moralischen ‹educare› zielt ‹erudire› auf intellektuelle Aus- und Weiterbildung [38]. Das Partizip Perfekt Passiv ‹eruditus› rückt begrifflich ebenfalls in die Nähe von ‹doctus›, ‹litteratus›, ‹peritus› etc. [39]. E. bezeichnet sowohl die ‹Unterweisung› (vorzüglich in Kunst und Wissenschaft) wie auch den dadurch erlangten ‹Kenntnisstand›, die ‹Bildung› bzw. die ‹Gelehrsamkeit› [40], die ‹Kultur› [41]. In biblisch beeinflußten Kulturkreisen bezeichnet e. vorrangig die durch Züchtigung und Strafe erzielte Erziehung [42].

Bei A. kommen das Verbum ‹erudire› gut 430mal (davon fast 200mal als Partizip Perfekt Passiv ‹eruditus›) sowie die Substantive e. und ‹eruditor› 94mal bzw. 4mal vor [43]. Die gut 100 Bibelzitate basieren auf 27 Textstellen des Alten und 7 Stellen des Neuen Testamentes [44]. Die Dichte der alttestamentlichen Zitate deutet bereits deren Einfluß auf das Denken A.s über die e. an. Umgekehrt fällt der Mangel an Zitaten aus der heidnischen Antike auf [45]. Allerdings fehlen Belege auch von christlichen Schriftstellern – sieht man von den etwa drei Dutzend aus den Texten Julians ab [46]. E. und ‹eruditus› spielten in der Auseinandersetzung A.s mit den Pelagianern eine wichtige Rolle (cf. unten V) [47].

Im a. Œuvre findet sich nahezu die ganze Breite an Bedeutungen der Wortgruppe um e. Dies zeigen unter anderem die Juxtapositionen; z.B. für den Bereich Bildung und Unterricht: «intellectus et eruditio» (en. Ps. 2,9), «docti eruditique» (ep. 118,23), «idiotas et ineruditos» (c. ep. Pel. 3,14); für Verhaltensweisen und sittliche Lebensführung: «inerudite atque impolite» (c. Iul. 3,48), «prohibitio et eruditio» (ciu. 22,22); für Erziehung durch Züchtigung: «erudiris enim cum emendaris» (en. Ps. 48,2,9). Attributive Genitive und Adjektive bringen häufig eine Präzisierung: ‹e. doctrinae› (op. mon. 19), ‹e. patris› (Io. eu. tr. 7,7) ‹christiana e.› (ciu. 9,5), ‹e. catholica› (c. Iul. 2,36). Das adjektivisch gebrauchte Partizip Perfekt Passiv von ‹erudire› qualifiziert Personen und Personengruppen auch metonymisch wie ‹aures eruditae› (s. 288,3) und ‹aures eruditissimae› (c. Iul. 5,5), sogar Epochen (ciu. 22,6: ‹erudita tempora›). Abweichende Lesarten in Bibeltexten verdeutlichen ebenfalls die begriffliche Breite von e.: So erklärt A., in Ps 118,66 («suauitatem, et eruditionem, et scientiam doce me») ersetzten einige Handschriften «eruditionem» durch «disciplinam», was die Septuaginta mit παιδείαν wiedergebe, welche beide Bedeutungen besitzen könne, weshalb die ‹disciplina› eine Art ‹per molestias e.› sei [48]. Ähnlich heißt es zu Ps 6,3 («nec in furore tuo corripias me»), der Lateiner könne παιδεύω sowohl mit ‹corripio› wie auch mit ‹emendo› und ‹erudio› übersetzen [49].

Auffallenderweise kommt die Wortgruppe um ‹educatio› im Vergleich zu der von e. bei A. erheblich seltener (nur etwa 50mal) vor. Sie bezeichnet auch bei A. jene Phase im Leben, die auf die Geburt folgt, was Junkturen illustrieren [50]. Die Natur selbst schreibe diese Ordnung vor: «suscipere infantem, natum nutrire, educare, ad iuuenilem aetatem perducere» (en. Ps. 51,7; cf. diu. qu. 49). Als ein ‹a filia pharaonis adoptatus atque nutritus› wurde Moses zunächst ein ‹liberaliter educatus›, darauf erst ein ‹eruditus omni sapientia Aegyptiorum› (ciu. 18,37).

Anmerkungen. – [32] Ernout/Meillet 579. – [33] Cf. Cic. de orat. 3,185; zum folgenden Hus, Verbes 268-271. – [34] Cf. Cic. Tusc. 2,38. – [35] Cf. Cic. ac. 2,2. – [36] Cf. Cic. Brut. 114; ac. 2,9; off. 1,1. – [37] Griechisch: παιδεύειν, παιδαγωγεῖν, μυσταγωγεῖν, κατηχεῖν, σοφίζειν, συνετίζειν; cf. Burckhardt, erudio 828; Marrou, Saint Augustin 559: «Erudire c’est proprement ‹dégrossir›, mais on l’applique ordinairement à l’esprit». – [38] Cf. Cic. de orat. 1,5. – [39] Burckhardt, erudio 831. – [40] Burckhardt, eruditio 833: «i.q. actio erudiendi, fere i.q. institutio, tam de ipsa actione erudiendi quam de statu et condicione, qualem -o parat»; ib. auch die griechischen Entsprechungen: παιδεία, παίδευσις, ἐμπειρία, ἐπιστήμη. – [41] Marrou, Saint Augustin 559 mit Verweis auf ‹eruditus›. – [42] Burckhardt, eruditio 833: «quae puniendo, castigando, increpando paratur». – [43] Erwähnt seien auch ‹ineruditus› (fast 30mal), ‹ineruditio› (1mal) und das Grundwort ‹rudis› (etwa 70mal). – [44] Mit ‹erudire›: Ps 2,10; 38,12; 89,10; 93,10.12; 104,22; 113,12; Prv 9,7; 10,21; 13,24; 19,18; 29,19; Ecli 6,37; 7,25; 23,20; 2 Tm 3,16; Tit 2,12; Hbr 12,10; mit ‹eruditus›: Ps 89,12; Prv 10,5; 15,24; 16,20; 17,27; Ecli 26,18; 31,22; Mt 13,52; Act 7,22; mit e.: Iob 20,3; Ps 49,17; 118,66; Ecl 7,13; Is 53,5; mit ‹eruditor›: Rm 2,20; Hbr 12,9. – [45] Nur Cic. rep. 2,42 in ciu. 2,21. – [46] Cf. das CAG. – [47] Dies bestätigt die Wortstatistik des CAG. Mit dem höchsten ‹Kennwert› sind e. und ‹erudire› statistisch zwar am häufigsten in der Frühschrift ord. vertreten, es folgen aber sogleich c. Iul. und c. Iul. imp. – Zur Berechnung des ‹Kennwertes› für die Relation von erwarteter zu faktischer Häufigkeit eines Wortes in einem Werk A.s cf. CAG Bedienerhandbuch 13sq. – [48] En. Ps. 118,17,2: «addidit autem: ‹et eruditionem›; uel, sicut plures codices habent, ‹disciplinam›. sed ‹disciplinam›, quam Graeci appellant παιδείαν, ibi scripturae nostrae ponere consueuerunt, ubi intellegenda est per molestias eruditio; secundum illud: ‹quem enim diligit dominus, corripit; flagellat autem omnem filium quem recipit› (Prv 3,12), haec apud ecclesiasticas litteras dici assolet disciplina, interpretata de graeco, ubi legitur παιδεία. hoc enim uerbum in graeco positum est in epistola ad Hebraeos, ubi latinus interpres ait: ‹omnis disciplina ad praesens non gaudii uidetur esse, sed tristitiae› (Hbr 12,11)». – [49] En. Ps. 6,3: «... corripi, id est emendari uel erudiri. nam in graeco παιδεύσῃς positum est, id est erudias». – [50] Etwa ‹natus et educatus› (an. quant. 31; exp. Gal. 15.17; ciu. 4,1) oder ‹nutrire et educare› (Acad. 1,8; doctr. chr. 2,21; Gn. litt. 9,7,12; b. uid. 18; ep. 80,2; 188,9).

III. E. durch die ‹disciplinae liberales› und A.s Kritik daran. – 1. Die Cassiciacumschriften. – A., der selbst ein begnadeter Erzieher und Lehrer war [51] und den sein Biograph Possidius einen «saecularibus litteris eruditus adprime, omnibus uidelicet disciplinis inbutus quas liberales uocant» nannte (uita Aug. 1,1), verdankte die Fundamente seiner Bildung (e.) dem Unterricht (e.), den er in der Elementarschule, bei den Grammatikern und bei den Rhetoren erhalten hatte [52] (↗Grammatica, grammaticus). Zwar hat A. bald nach seiner Bekehrung seinen Beruf als ‹Professor› aufgegeben (cf. conf. 9,2-4), nicht jedoch sein Interesse am Unterricht. Noch in Mailand konzipierte er eine Enzyklopädie mit dem christlich-philosophischen Ziel, die Lernenden ‹per corporalia ad incorporalia› zu führen (retr. 1,6) [53] (↗Disciplinarum libri). Dem gleichen Ziel dienten die mit einer kleinen Gruppe geführten ‹disputationes› in ↗Cassiciacum [54]. Bildungs- und Tugenderwerb gehen Hand in Hand [55]. Die Bemühung um e. wirkt reinigend auf die Seele [56]. E. wird zum ‹habitus› (ord. 1,1) durch das Studium der ↗‹disciplinae liberales› [57].

In De ↗ordine wird der sinnvoll ‹ordo docendi› (ib. 2,24) und ‹ordo eruditionis› (ib. 2,46) genannte Bildungsgang als «eruditio disciplinarum liberalium» (ib. 1,4) breit erörtert [58]. Diesem ‹ordo› liegt eine mit dem ewigen Gesetz Gottes identische ↗‹disciplina› zugrunde, die von den ‹adulescentes studiosi› sittliche Lebensführung und e. abverlangt [59]. Die e. erlangt man durch ↗‹auctoritas› und ↗‹ratio› (ib. 2,26). ‹Auctoritas› ersetzt den schulischen Unterricht bei den Massen [60]. Für die Bildungsfähigen gilt: «ratio ... aptior eruditis» (ib.). Doch auch ihnen öffnet zunächst die ‹auctoritas› das Tor zur e. (ib.) [61]. Nun erst vermag der ‹docilis› anhand der Disziplinen zu erkennen, was ‹ratio› und ↗‹intellectus› ihrem Wesen nach sind [62]. Der Bildungsweg endet bei der Philosophie (↗Philosophia), dem Gipfel der e.: «excipit enim hanc eruditionem iam ipsa philosophiae disciplina» (ib. 2,47) [63]. Sie lehrt, alles Wissen zu bündeln und es ‹ad unum quiddam simplex uerum certumque redigere› (ib. 2,44). Sie vermittelt auch dem ‹eruditus› die Einsicht in die Rationalität der Geistseele, in der Erkennendes und Erkanntes identisch sind [64]. Wer diesen Wissensstand erreicht, ist «eruditi dignissimus nomine» (ib. 2,44). – Eine ähnliche Rolle spielt die e. auch in der Christologie des frühen A. Nach ep. 12 hatte Christi Inkarnation letztendlich die e. zum Ziel: «quicquid autem per susceptum illum hominem gestum est, ad eruditionem informationemque nostram gestum est».

Anmerkungen. – [51] Aus den zahlreiche Veröffentlichungen hierzu: Eggersdorfer; Tourscher; Kavanagh; Bopp; Kevane, Educator; Howie; Alfonsi; Trapè; Chapin; LeMoine. – [52] Marrou, Saint Augustin 147 nannte die e. A.s eine «littéraire ... d’origine livresque»; Eggersdorfer 7-14; Combès 1-33; Solignac; Kevane, Educator 32-43; Hadot 116-121. – [53] Zu den varronischen Grundlagen van Fleteren 18, dagegen Hadot 113.128, die sie mit guten Argumenten für neuplatonisch-porphyrianisch hält. – [54] Acad. 2,17: «eruditio autem disciplinarumque copia si te deficit, non usque adeo tamen ingenium tuum esse debet inualidum, ut nullo facto impetu paucissimis uerbis meis rogationibusque succumbas». – [55] Acad. 3,42: «quod autem ad eruditionem doctrinamque attinet et mores quibus consulitur animae ...». Zur Ethik als Bestandteil und Ziel der e. Rief 312sq. – [56] Ord. 1,4: «... eruditioni ...operam dederis, qua purgatur et colitur animus». – [57] So auch die Frühschrift sol. 2,31: «disciplinas, quibus erudimur et quibus etiam ipsum studium sapientiae adnumerari decet»; ‹disciplinis/litteris liberalibus eruditi› wird formelhaft wiederholt, cf. ib. 2,35; Gn. adu. Man. 1,1. – [58] Cf. Steppat 16-21. – [59] Ib. 2,25: «haec igitur disciplina eis, qui illam nosse desiderant, simul geminum ordinem sequi iubet, cuius una pars uitae, altera eruditionis est». – [60] Ib.: «qui ... sola auctoritate contenti bonis tantum moribus rectisque uotis constanter operam dederint aut contemnentes aut non ualentes disciplinis liberalibus atque optimis erudiri, beatos eos quidem, cum inter homines uiuant, nescio quo modo appellem». Den Stand der ‹nullis disciplinis eruditi› beklagt A. auch in beata u. 8. «Humana uero auctoritas plerumque fallit», heißt es ord. 2,27. – [61] Zur propädeutischen Funktion der ‹auctoritas› in der lateinischen Tradition Doignon 28 mit Verweis auf Cic. de orat. 1,204. – [62] Ib.: «cum docilis factus fuerit, tum demum discet ... et quid sit ipsa ratio, ... et quid intellectus, in quo uniuersa sunt – uel ipse potius uniuersa – et quid praeter uniuersa uniuersorum principium». – [63] Gemeint ist die Philosophie Platons, des «uir sapientissimus et eruditissimus temporum suorum» (Acad. 3,37), und die seiner Anhänger, der Neuplatoniker; cf. Hadot 108.128, die als mögliche Vorlage auf die porphyrianische Schrift De regressu animae verweist. – [64] Ib. 2,48: «hunc igitur ordinem tenens anima iam philosophiae tradita primo se ipsam inspicit et, cui iam illa eruditio persuasit aut suam aut se ipsam esse rationem ...»; cf. auch sol. 1,13; zur Einheit von Subjekt-Objekt cf. van Linden 27 und Du Roy 145-147.

2. De musica 6. – Der Wandel in Sachen Bildung kündigt sich bereits in der im Jahr 388 entstandenen Schrift De ↗animae quantitate an [65]. Er liegt dann in dem danach abgefaßten 6. Buch von De ↗musica definitiv vor [66]. Obgleich das Verstehen gerade dieser in mus. 1-5 breit dargelegten Disziplin ein beträchtliches Maß an e. voraussetzt [67], wird deren Bedeutung für das ins Auge gefaßte Bildungsprogramm in mus. 6 erheblich eingeschränkt. A. bedauert es, sich so lange bei den Grammatikern und Poeten aufgehalten zu haben, und nennt die in mus. 1-5 aufgewandte Mühe ein ‹pueriliter morari› sowie eine ‹nugacitas› (ib. 6,1). Denen, «qui ad ista intelligenda eruditi non sunt», empfiehlt er, sich darüber hinwegzusetzen: «ne ad ista descendant» (ib.). Mit den Sakramenten vertraut und sich auf die ↗‹caritas› verlassend, sollten sie ‹cuncta puerilia› weit unter sich lassen (ib.). Die Intellektuellen – er nennt sie «turba ... de scholis linguarum tumultuantium, et ad plaudentium strepitum uulgari leuitate laetantium» (ib.) – mögen sich auf die ersten fünf Bücher stürzen. Dennoch hofft er, deren Lektüre werde bei diesen in Irrtümern Verstrickten, aber den theoretischen Genuß in der Musik (↗Musica) Suchenden die beabsichtigte Wirkung vielleicht doch nicht verfehlen [68].

Auch die anderen, noch vor dem Umzug von Thagaste nach Hippo abgefaßten Schriften verraten den gleichen, zweifelsohne aufgrund des zunehmenden Vertrautseins mit der biblischen Kultur bedingten Wandel in der Bewertung der e. [69]. Wenn A. von den ‹bene eruditi› und den ‹minus eruditi› spricht (z.B. an. quant. 24), so läßt er über seine Präferenzen keinen Zweifel aufkommen: die ‹bene eruditi› sollen nicht zu ‹minus eruditi› werden, sondern umgekehrt.

Anmerkungen. – [65] Die ‹artes› befinden sich mit den ‹disciplinae› auf der dritten der sieben Seelenstufen (ib. 72); cf. Doignon 30. – [66] Retr. 1,11,1; cf. Zarb 32; zur komplizierten Datierung von mus. 6 cf. Marrou, Saint Augustin 580-583, zum Inhalt cf. Pizzani. – [67] Ib. 1,23: «quanto in eruditione promotior eris, tanto eius (sc. proportionis) uim melius naturamque cognosces». – [68] Ib.: «his enim haec scripta sunt, qui litteris saecularibus dediti, magnis implicantur erroribus, et bona ingenia in nugis conterunt, nescientes quid ibi delectet. quod si animaduerterent, uiderent qua effugerent illa retia, et quisnam esset beatissimae securitatis locus». – [69] Wiederholt kritisieren die retr. den Mangel an e. in bezug auf die Bibel: «si iam satis essemus litteris ecclesiasticis eruditi» (ib. 1,3,2), «profecto non dixissem, si iam tunc essem litteris sacris ita eruditus ...» (ib. 1,5,2), ferner c. Iul. 6,39: «etsi nondum sicut postea sacris litteris eruditus».

IV. E. in der Glaubensunterweisung der Kirche. – 1. Der «homo christianus litteris tantum ecclesiasticis eruditus». – Die Übernahme kirchlicher Ämter bedingte eine intensivierte Unterweisung der Gläubigen [70], aber auch des Klerus [71]. Die zum Beginn von A.s Episkopat verfaßte Schrift De ↗doctrina christiana verkündet programmatisch: Christliche Wissenschaft schöpft ihren Bildungsstoff vorzüglich aus der Bibel. Weil allerdings deren Texte unterschiedlich ausgelegt werden, bedarf es der Kirche als Anstalt, welche die Normen der Exegese, die «praecepta quaedam tractandarum scripturarum», festlegt (ib. prooem. 1; ↗Ecclesia 2,710-712.713sq., ↗Regula fidei). Die Bindung der Schriftauslegung an die Kirche, und zwar an die ‹catholica› [72], schafft die Voraussetzung für einen Unterricht, der sich unabhängig vom jeweiligen Bildungsstand der zu Unterweisenden an alle Gläubigen richtet: «uidete, fratres mei, distinguite nutriti in ecclesia, eruditi in scripturis dominicis, non rudes, non rustici, non idiotae. sunt enim inter uos docti et eruditi uiri et quibuscumque litteris non mediocriter instructi: et qui illas litteras quae liberales uocantur, non didicistis, plus est quod in sermone dei nutriti estis» (s. 133,4). Aus diesem Grunde ist der «homo christianus litteris tantum ecclesiasticis eruditus» kein Ungebildeter (ciu. 8,10) [73]. Der Gedanke, daß dem Christen, unabhängig von seinem Bildungsstand und auch unbeschadet der Vorzüge seiner Bildung in den ‹artes›, erst die Wahrheiten des Glaubens die entscheidende e. vermitteln, ist A. wichtig [74]. Er verweist auf die Apostel: «ineruditos liberalibus disciplinis, et omnino quantum ad saeculi doctrinas pertinet impolitos, non peritos grammatica, non armatos dialectica, piscatores Christus cum retibus fidei ad mare saeculi paucissimos misit» (s. frg. Verbr. 38; cf. ciu. 22,5).

Anmerkungen. – [70] Einschlägige Schriften: De ↗fide et symbolo, De ↗agone christiano, De ↗disciplina christiana, De ↗fide spe et caritate. – [71] Hamman 345 mit Verweis auf cat. rud. und doctr. chr. – [72] C. Faust. 4,2: «non enim estis eruditi in regno caelorum, id est in ecclesia Christi uera catholica». – [73] Cf. Mayer, Christ. – [74] Ep. 101,2: «quid enim aliud dicendum est eis, qui cum sint iniqui et impii, liberaliter sibi uidentur eruditi, nisi quod in litteris uere liberalibus legimus: ‹si uos filius liberauerit, tunc uere liberi eritis› (Io 8,36)?».

2. Die Kirche als ‹schola Christi›. – Der geringe Bildungsstand der Apostel tangiert die Lehrkompetenz der Kirche deshalb nicht, weil Christus, der ‹Inbegriff des Wissens und der Weisheit› [75], in ihr lehrt. Die «filii ecclesiasticae eruditionis et fidei catholicae» kennen die enge Verbindung zwischen Christus, dem Haupt, und der Kirche, dem Leib (en. Ps. 142,3), die sich auch auf ihre e. auswirkt. Sie besuchen die ‹schola Christi› [76] und gelten somit als «eruditi ... in schola magistri caelestis» (s. 52,13) [77]. Schon in der Frühschrift De ↗magistro führte A. alles Lehren und Verstehen auf Christus, den ‹inneren› Lehrer, zurück [78]. Er ist der eigentliche Verfasser der biblischen Schriften [79]. Folgerichtig konzentriert sich die kirchliche Unterweisung primär auf diese Schriften: «erudiendi sumus litteris eius» (s. 270,1). Deren Verstehen setzt jedoch die Kenntnis der dafür einschlägigen Wissenszweige – Geschichte, Naturkunde, Astronomie, Dialektik und Rhetorik, insbesondere der Regeln der Bibelhermeneutik – voraus [80]. Von größter Bedeutung ist dabei das Wissen um die Einheit der aus zwei Testamenten bestehenden Hl. Schrift (‹scriptura bipertita›; ↗Congruentia testamentorum): Ein ‹scriba eruditus in regno dei› (Mt 13,52) ist, wer aus seiner Schatztruhe ‹Neues› und ‹Altes› – die beiden Testamente – hervorholt (cf. c. Faust. 4,2; 15,2; Gn. litt. 1,1,1; pecc. mer. 2,57; s. 74). Den zum Zwecke der Bibelhermeneutik herangezogenen Wissensstoff aus den ‹disciplinae liberales› der Antike hielt A. mit dem christlichen Glaubensgut nicht nur für vereinbar, er empfahl sogar ihre Verwendung, wie namhafte christliche Schriftsteller dies bereits vor ihm taten, mit Nachdruck [81].

Anmerkungen. – [75] Madec. – [76] Zum Terminus cf. Studer, Kirche 485-489; LeMoine 185sq. mit Verweis auf disc. chr. 15: «Christus est qui docet; cathedram in caelo habet ... schola ipsius in terra est, et schola ipsius corpus ipsius est. caput docet membra sua». – [77] Wiederkehrende Formel, cf. ib. 122,3; en. Ps. 143,1. – [78] Ib. 46: «a quo etiam per homines signis admonemur foris, ut ad eum intro conuersi erudiamur»; c. ep. Man. 36,41: «docet autem unus uerus magister, ipsa incorruptibilis ueritas, solus magister interior; qui etiam exterior factus est»; cf. Mayer, Zeichen 1,225-234. – [79] Cf. cons. eu. 1,54; Mayer, Zeichen 2,290-293. – [80] Ihre kritische Darstellung ist Gegenstand von doctr. chr. 2 und 3: für ib. 2 cf. Lorenz 39-41, für ib. 2 und 3 cf. Mayer, Zeichen 2,302-334 und Pollmann 147-159. – [81] Doctr. chr. 2,60: «philosophi autem qui uocantur, si qua forte uera et fidei nostrae accommodata dixerunt, maxime Platonici, non solum formidanda non sunt, sed ab eis etiam tamquam ab iniustis pos-sessoribus in usum nostrum uindicanda. ... etiam liberales disciplinas usui ueritatis aptiores ... debet ab eis auferre christianus ad usum iustum praedicandi euangelii»; ib. 2,61: «nam quid aliud fecerunt multi boni fideles nostri?» – angeführt werden mit Ausnahme der noch Lebenden und der Griechen: Cyprian, Lactanz, Victorinus, Optatus, und Hilarius; cf. Ellspermann 182-184; zu A.s Lehre vom ‹usus iustus› cf. Gnilka 80-91, besonders 89sq.

3. Der katechetische Unterricht und die Weiterbildung der ‹fideles›. – Die ‹e. catholica› den Taufbewerbern zu vermitteln zählte mit zu den zentralen Aufgaben der frühen Kirche [82]. Dabei spielte das Aufnahmegespräch, wie dies die a. Schrift mit dem charakteristischen Titel De ↗cathecizandis rudibus [83] zeigt, eine wichtige Rolle. Die ‹cathecizandi› sind freilich lediglich im Blick auf die ↗‹fides› Unkundige, Unerfahrene, ‹rudes› [84]. Unter ihnen befanden sich ‹idiotae› (ib. 24), ‹illiterati› (ib. 13) und ‹indocti› (ib. 12.23), aber auch ‹docti› (ib. 23). Ihnen hat der Katechet ihrem Bildungsstand entsprechend vorzüglich mittels der ↗‹narratio› das erforderliche Anfangswissen über die Eckdaten des Heilshandelns Gottes in der Zeit, die Erfüllung der Weissagungen (↗Prophetae, prophetia), das Glaubensbekenntnis, die Riten und die Zeremonien als Elemente der christlichen e. darzulegen sowie nach Aufnahme in den Stand der Katechumenen weitere, vertiefte Informationen über die ‹fides› zu vermitteln (↗Catechumenus, 1,790sq.) [85]. Prüfungen (‹scrutationes›) beschlossen die Ausbildung und waren die Voraussetzung für die Zulassung zur Taufe (↗Baptismus). Für A. blieb die e. der ‹fideles› (↗Fidelis) ein pastorales Anliegen ersten Ranges. Wenn er diese gelegentlich als «minus in scripturis eruditi» (exp. Gal. 22; cf. cons. eu. 2,92) apostrophiert und den Gebildeten unter ihnen zuruft, «quis uel mediocriter sacris litteris eruditus ignoret» (c. Iul. 6,18; cf. gest. Pel. 14), dann nur, um sie alle zum Bibelstudium zu ermuntern.

Anmerkungen. – [82] Daniélou/Du Charlat. – [83] Zu ‹cathecizandis› von κατηχέω, Fachterminus für die Einführungskatechese, cf. Wermelinger 99sq.; Turck 369-371. Statt ‹cathecizare› verwendet A. auch ‹imbuere› in der Bedeutung ‹mit etwas vertraut machen› (cat. rud. 9: «qui christiana fide imbuendus est»; ib. 23: «de rudibus imbuendis nunc agimus»). – [84] So schon Ambr. in psalm. 118 serm. 18,26: «rudis adhuc fide». Bei A. in cat. rud. insgesamt 10mal. – [85] Eggersdorfer 170-172.

4. Ambivalenz der profanen und Stringenz der christlichen e. – A. unternahm, wie gezeigt, zwei Versuche, Bildung und Unterweisung zu reformieren, den ersten mit der in Angriff genommenen, dann aber verworfenen Enzyklopädie (cf. oben III), den zweiten mit dem in doctr. chr. vertretenen Bildungsplan, die klassischen Meisterwerke durch die Hl. Schrift und die Werke christlicher Autoren zu ersetzen. Damit gelang es ihm, die antike Schultradition inhaltlich zu erneuern. Charakteristisch ist die Ambivalenz seines Verhältnisses zur profanen e.: Er unterscheidet und scheidet die ‹scientia ex libris gentium› von der ‹scientia diuinarum scripturarum›. Die erste hält er nur dann für nützlich (‹utilis›), wenn sie der Hl. Schrift nicht widerspricht [86]. Es gibt somit ein Wissen, das losgelöst vom Glauben der Kirche keine wahre e. vermittelt. A. tadelt deshalb wiederholt seinen eigenen Bildungsweg und unterwirft die Bildung der heidnischen Antike mit Ausnahme der Grundfächer «legere et scribere et numerare» (conf. 1,20) einer schonungslosen Kritik [87]. Er nennt ihr Wissen eine «inpertissima scientia» und fügt glossierend hinzu: «dum nos scire gaudemus, quid Anaximenes, quid Anaxagoras, quid Pythagoras, quid Democritus senserit, et cetera huius modi, ut docti eruditique uideamur, cum hoc a uera doctrina et eruditione longe absit» (ep. 118,23). Selbst wenn das profane Wissen im Dienste der christlichen e. steht, gilt dafür die in doctr. chr. 2,58 verhängte Weisung: «ne quid nimis». Die ‹doctrina et e. uera› kennt solche Weisung nicht. Sie befähigt, den dem Bereich des Veränderlichen, vorzüglich der ↗‹dispensatio temporalis› entstammenden Wissensstoff (‹res utendae›), auf den dreieinigen Gott als die einzige ‹res fruenda› (↗Frui-uti) zu beziehen (↗Referre ad) [88], d.h. alles auf Gott hin in ein Bezugssystem zu bringen und darin Gott allein um seiner selbst willen, alles andere aber seinetwegen (‹propter deum›) zu lieben [89].

Anmerkungen. – [86] Ib. 2,63: «tanta fit cuncta scientia, quae quidem est utilis collecta de libris gentium, si diuinarum scripturarum scientiae comparetur. nam quicquid homo extra didicerit, si noxium est, ibi damnatur; si utile est, ibi inuenitur. et cum ibi quisque inuenerit omnia quae utiliter alibi didicit, multo abundantius ibi inueniet ea, quae nusquam omnino alibi, sed in illarum tantummodo scripturarum mirabili altitudine et mirabili humilitate discuntur»; cf. Ellspermann 194sq. – [87] Ib. 1,24: «didici enim in eis multa uerba utilia; sed et in rebus non uanis disci possunt»; ib. 1,26: «non accuso uerba quasi uasa electa atque pretiosa, sed uinum erroris, quod in eis nobis propinabatur ab ebriis doctoribus»; ib. 1,27: «nonne ecce illa omnia fumus et uentus? itane aliud non erat ubi exerceretur ingenium et lingua mea?»; cf. auch ib. 4,20.30; util. cred. 16; cf. Kevane, Isocrates 305sq.; Tornau 319-327. – [88] Doctr. chr. 1,3-5; cf. Mayer, Zeichen 2,114-130. – [89] Ib. 1,39: «omnium igitur, quae dicta sunt, ex quo de rebus tractamus, haec summa est, ut intellegatur legis et omnium diuinarum scriptura-rum plenitudo et finis esse dilectio rei, qua fruendum est, et rei, quae nobiscum ea re frui potest ... hoc ergo ut nossemus atque possemus, facta est tota pro nostra salute per diuinam prouidentiam dispensatio temporalis, qua debemus uti, non quasi mansoria quadam dilectione et delectatione, sed transitoria potius tamquam uiae, tamquam uehiculorum uel aliorum quorumlibet instrumentorum aut si quid congruentius dici potest, ut ea quibus ferimur, propter illud, ad quod ferimur, diligamus».

V. Die Rolle der e. in der Auseinandersetzung mit den Häresien und den Irrtümern der Philosophen. – A. prägte den Imperativ: «intellectum uero ualde ama» (ep. 120,13) im Blick auf das rechte Auslegen der Hl. Schriften [90]. Die ‹e. christiana› spielt deshalb in der Abwehr von Häresien (↗Haeresis, haeretici), die ihren Grund häufig in Auslegungen von Bibeltexten haben, die mit der ‹fides› der Kirche nicht übereinstimmen, eine denkbar große Rolle. ‹Falsch-Lehrer› hätten es bei den ‹minus eruditi› leicht, Interesse für ihre Irrtümer zu wecken [91], zumal sie, wie der Manichäer Faustus, häufig weniger durch e. als durch Eloquenz [92] zu blenden verstünden [93]. Es gab indes unter ihnen auch hochgebildete wie die Donatisten ↗Emeritus, einen «bono ingenio praeditum doctrinisque liberalibus eruditum» (ep. 87,1), und Cresconius (↗Cresconius grammaticus), den A. einen «liberaliter eruditus et in arte uerborum non mediocriter doctus» (Cresc. 2,15) nennt.

Speziell im Gnadenstreit (↗Pelagiani) kam der e. zwischen A., dem Verteidiger der Gnade (↗Gratia), und ↗Iulianus Aeclanensis, der die Gnade auf das ‹lumen rationis› und auf die e. reduziert wissen wollte [94], eine zentrale Bedeutung zu. Nach Julian sollte über eine Sentenz, «quam primo loco ratio, deinde scripturarum muniuit auctoritas, et quam sanctorum uirorum semper celebrauit eruditio» (Iulian. A. c. Iul. 1,29) Klarheit herrschen. Konkret ging es dabei um die von den Pelagianern geleugnete Erbsünde (↗Peccatum originale), an der die Tradition A. zufolge stets festhielt. Nichts sei leichter, als eine Schar der auch von Julian in Anspruch genommenen ‹eruditi ac sancti› aufzuführen: Ambrosius, Johannes Chrysostomus, Basilius (c. Iul. imp. 1,30) und Hieronymus, den «graeco et latino, insuper et hebraeo, eruditus eloquio» (ib. 1,34) [95]. Der versierte Dialektiker Julian mißt sich indes mit A. (Iulian. A. c. Iul. imp. 4,6: «cuius cum eruditione decertamus») auch auf dem Felde der ‹ratio›. Er rühmt zwar A.s ‹ingenium› und e., aber nur um dessen ‹an Barbarei grenzende Lehre› in ein grelleres Licht zu rücken [96], halte dieser doch Gott selbst für den Urheber des Bösen, «quam omnis eruditio, omnis ratio et lex dei conuincit iniquissimam» (ib. 1,114). A.s Auslegung zu Rm 5,12 in nupt. et conc. 2,15 sei in den Augen Gebildeter ein sophistisches Machwerk [97]. Ein gelehrter Disput setze die Geltung dialektischer Regeln voraus [98]. Es war dem hochgebildeten A. kein leichtes, sich gegen solche Invektiven zu wehren [99]. Da er die christliche Gnaden- und Erbsündenlehre in der Bibel verankert glaubte, suchte er die Traditionszeugen vorzüglich aus der Schar der ‹in litteris sanctis eruditi› [100].

In De ↗ciuitate dei, ‹der letzten monumentalen Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Kultur› [101], versucht A. nicht so sehr die Ebenbürtigkeit, als vielmehr die Überlegenheit der christlichen e. gegenüber der heidnischen aufzuzeigen. Aus diesem Grunde setzte er sich vor allem mit den namhaftesten Autoren des antiken Heidentums wie Platon (↗Plato, Platonici) [102], ↗Varro [103], ↗Cicero [104] und ↗Porphyrius [105] auseinander, einerseits um die Ungereimtheiten ihrer Lehren anzuprangern, dann aber auch um den konkurrenzlosen Bildungsstand der christlichen ‹religio› an seiner eigenen e. zu demonstrieren [106]. Wichtig ist ihm dabei der Nachweis rationaler Zugänge zu den zentralen christlichen Lehren: Schöpfung (↗Creatio, creator, creatura), Leib-Seele-Einheit (↗Anima, animus, 1,331sq.), Trinität (↗Trinitas) und das Endziel der beiden ‹ciuitates› (↗Ciuitas dei). Da A. bei seinen Darstellungen all dieser Lehren nicht nur aus der Hl. Schrift und aus der älteren christ-lichen, sondern ebenso aus der heidnisch-philosophischen Literatur schöpfte, lieferte er damit zugleich das Muster für eine das Wissen der Heiden radikal in den Dienst des ‹intellectus fidei› stellende christliche e. [107].

Anmerkungen. – [90] Ib.: «... quia et ipsae scripturae sanctae, quae magnarum rerum ante intellegentiam suadent fidem, nisi eas recte intellegas, utiles tibi esse non possunt. omnes enim haeretici, qui eas in auctoritate recipiunt, ipsas sibi uidentur sectari, cum suos potius sectentur errores, ac per hoc, non quod eas contemnant, sed quod eas non intellegant, haeretici sunt». – [91] Lib. arb. 3,69: «quamquam isti calumniosi et talium quaestionum non studiosissimi examinatores sed loquacissimi uentilatores ... solent minus eruditorum fidem sollicitare»; c. ep. Pel. 1,2: «... heretici, ... non ... quiescunt scriptis suis minus cautorum uel minus eruditorum corda temptare»; cf. auch ib. 3,14.24; 4,19. – [92] Conf. 5,3: «multi implicabantur in eo per inlecebram suauiloquentiae». – [93] Was A. in an. et or. 2,1 über Vincentius Victor sagt, gilt erst recht für die Irrlehren: «ualde quippe sunt noxia praua diserta, quia hominibus minus eruditis eo quod diserta sunt uidentur et uera». – [94] Iulian. A. c. Iul. imp. 1,94: «ipsa gratia ‹legem in adiutorium misit› (Is 8,20); ad eius spectabat officium, ut rationis lumen, quod prauitatis exempla hebetabant et consuetudo uitiorum, multimodis eruditionibus excitaret atque imitatos suos foueret; ad istius ergo gratiae, id est diuinae beneuolentiae, quae rebus causam dedit, plenitudinem spectauit, ut uerbum caro fieret et habitaret in nobis». – [95] In c. Iul. imp. 2,33 heißen die Kronzeugen: Cyprian, Hilarius, Ambrosius und Gregor, «a quibus eruditissimis prudentissimisque iudicibus ... haeresis uestra prius est damnata quam nata». – Die e. des Hieronymus rühmt A. auch in ciu. 20,23; c. Iul. 2,36; ep. 75,5; s. Dolbeau 30,6. – [96] Ib. 1,48: «qui eo usque a religione, ab eruditione, a communibus postremo sensibus aufugisses, ut quod uix ulla barbaries, deum tuum criminosum putares». – [97] Iulian. A. c. Iul. imp. 4,90: «hoccine disputare est? ... ridetur certe ab eruditis calliditas sophismatum». – [98] Iulian. A. c. Iul. imp. 3,31: «nam et disputationis eruditae regulis indicatur, cum de rebus incertis opinio duplex nascitur, utramque falsam esse posse, utramque ueram esse non posse». – [99] C. Iul. imp. 6,18: «qui (sc. Iulianus) ualde acutus, et eruditus, et philosophaster, et dialecticus uult uideri». – [100] C. Iul. 2,34: «sanctos et in sancta ecclesia illustres antistites dei, non Platonicis et Aristotelicis et Zenonicis aliisque huiuscemodi, uel Graecis uel Latinis, quamquam et istis aliquos eorum uerum omnes sacris litteris eruditos, nominatim sicut oportebat expressi». – [101] Gigon 140. – [102] Cf. Acad. 3,37: «uir sapientissimus et eruditissimus temporum suorum»; cf. auch ib. 3,42; c. Iul. 4,17. – [103] Cf. cons. eu. 1,30: «quo doctiorem aput se neminem inueniunt»; cf. auch ord. 2,54; ciu. 6,6; 7,22.25.30; 18,2; 19,22. – [104] Ib. 22,6: «unus e numero doctissimorum hominum idemque eloquentissimus omnium». – [105] Ib. 7,25: «philosophus nobilis»; ib. 22,3: «teste Porphyrio, nobilis-simo philosopho paganorum»; retr. 2,31: «cuius celeberrima est fama». – [106] Diesen Aspekt unterstreicht Gigon 129.132. – [107] Van Fleteren 14sq.

VI. Der biblisch geprägte e.-Begriff: die ‹e. patris›. – Strafe gehörte auch in der Antike in das Erziehungs- und Bildungssystem (↗Disciplina) [108], ihr Stellenwert allerdings blieb ein unter- und nachgeordneter. In der Bibel, dem Lehrbuch, «qua christiana eruditio continetur» (ciu. 9,5), erscheint er jedoch als ein über- und vorgeordneter [109]. Dem trägt A. seit der Abfassung von De ↗uera religione, in welcher der biblisch geprägte e.-Begriff im Kontext der ‹dispensatio temporalis› zum erstenmal zur Sprache kommt, gebührend Rechnung. A. erklärt, diese Erziehungsmaßnahme stehe mit dem Sündenfall in einem ursächlichen Zusammenhang: «... ut, quoniam bonorum inferiorum dulcedine decepti sumus, amaritudine poenarum erudiamur» (ib. 29) [110]. Die inszenierte Heilsgeschichte liefert den Stoff für die Bildung (e.) und die Mittel für die Erziehung (e.) zugleich: «hoc uere liberali et ingenuo ludo salubriter erudiamur» (ib. 100). Der Prozeß strafender e. erstreckt sich sowohl auf die sechs Weltalter der Zeit wie auch auf die sechs Lebensalter (↗Aetas) des «uetus homo et exterior et terrenus», der zum «nouus homo et interior et caelestis» und zur «perfecta forma, quae facta est ad imaginem et similitudinem dei» umgestaltet werden soll (ib. 48sq.) [111]. Analog zur e. der Bildung geht es auch bei der e. der Erziehung um dasselbe Ziel: ‹a temporalibus ad aeterna ... a uisibilibus ad inuisibilia› [112].

Zu den erzieherischen Maßnahmen zählen bereits die Versuchungen: «opus est semper tentationibus et tribulationibus erudiri in isto saeculo» (en. Ps. 55,2; cf. cat. rud. 11). Sie charakterisieren den postlapsarischen Status des Menschen, dessen ‹caro peccati› eine ‹erudienda› ist (pecc. mer. 2,55). Die Kommentare zu dem des öfteren zitierten Ps 38,12 [113] illustrieren die auf die e. des ‹homo peccator› abzielenden Aktivitäten Gottes. Der Mensch, der sich der göttlichen Züchtigung entziehen will, soll deren Heilswert einsehen [114]. Der ‹artifex deus› formt den Menschen vor allem durch Leiden [115]. Davon sind auch die ‹fideles› nicht ausgeschlossen [116]. A. zitiert mehrfach Is 53,5 («eruditio pacis nostrae in eum») und verweist auf die Züchtigung, die Christus, dem «uulneratus ... propter peccata nostra», im Erlösungswerk zuteil wurde (cons. eu. 1,47; cf. pecc. mer. 1,54; ciu. 18,29). Sie allein besitzt jene therapeutische Wirkung, die das Heil des Menschen schafft und in deren Licht die erzieherischen Maßnahmen Gottes an den Gläubigen zu sehen und zu bewerten sind: «rursus qui te flagellat in isto saeculo, ad emendationem, non ad damnationem facit. ferto patrem erudientem, ne sentias iudicem punientem» (Io. eu. tr. 12,14). Ziel der ‹e. patris› sind schließlich die eschatologischen Güter. Ps 93,12 («beatus uir quem tu erudieris domine») kommentierend, führt A. Hbr 12,6 an: «flagellat ... omnem filium quem recipit». Die Frage «ad quam rem flagellat?», beantwortet er: «utique ad regnum caelorum ... ad hereditatem sempiternam nos erudit» (en. Ps. 93,28; cf. ib. 36,2,4; 62,10; ciu. 1,29; Io. eu. tr. 7,7; s. Denis 21,3). Um dieser Erziehung willen gebührt Gott der Lobpreis: «laudandus est, qui et in tribulationibus erudit», denn: «eum erudit cui parat hereditatem» (en. Ps. 54,2).

Anmerkungen. – [108] «Si segnis in discendo essem, uapulabam», erinnert sich A. in conf. 1,14; cf. Marrou, Histoire 397-399. – [109] Den Stellenwert des strafenden Gottes im a. Œuvre mit den traumatischen Erfahrungen des von seinen Lehrern geprügelten Schülers A. begründen zu wollen – cf. Ferrari –, dürfte den Ausführungen A.s über den biblisch geprägten e.-Begriff kaum gerecht werden. – [110] Cf. auch s. Dolbeau 25,5: «homines propterea mortales facti sunt, ut maiore afflictione poenae erudirentur ad humilitatem». – [111] Die biblische Diktion (Rm 6,6; Eph 4,24; Gn 1,26sq.) ist nicht zu übersehen. – [112] Ciu. 10,14: «sicut autem unius hominis, ita humani generis, quod ad dei populum pertinet, recta eruditio per quosdam articulos temporum tamquam aetatum profecit accessibus, ut a temporalibus ad aeterna capienda et a uisibilibus ad inuisibilia surgeretur». – [113] Etwa 10mal. – [114] En. Ps. 38,17: «et uult se amoueri flagella ... qui fecit, ipse reficiat; et qui creauit, ipse recreet. sed tamen quod ita defecit, ut uelit se et recreari et reformari, sine causa putamus, fratres, factum fuisse? ‹pro iniquitate›, inquit, ‹erudisti hominem› (Ps 38,12). totum quod defeci, quod infirmus sum, quod de imo clamo, hoc totum pro iniquitate; et in hoc erudisti, non damnasti». – [115] En. Ps. 38,17: «fingis enim ... dolorem, formas dolorem, plasmas dolorem, non simulas dolorem; quomodo fingit artifex ... ergo: ‹pro iniquitate erudisti hominem› (Ps 38,12). uideo me in malis, uideo me in poena, et apud te non uideo iniquitatem. si ergo ego in poena sum et apud te iniquitas non est, nonne restat ut pro iniquitate erudieris hominem?» – [116] En. Ps. 93,23: «quomodo ergo erunt tecum iniqui, quando nec tuis fidelibus parcis, ut exerceas et erudias eos? sed quia propter hoc non parcit, ut erudiat, ideo dixit: ‹qui fingis dolorem in praecepto› (Ps 93,20)». Über ↗Monnica notiert A.: «et erudiuit eam ‹in timore tuo› (Ps 5,8) uirga Christi tui» (conf. 9,17).

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Cornelius Mayer