Würzburg, Zentrum für Augustinus-Forschung, 21. Juli 2006
REDE ZUR PRÄSENTATION DES DOPPELFASZIKELS 3,3/4
am 21. JULI 2006
Am 21. Juli 2006 wurde in den Räumen der Redaktion des Augustinus-Lexikons der Doppelfaszikel 3,3/4 im Rahmen einer Feier im engeren Kreis vorgestellt. Dabei hielt Herausgeber Cornelius Mayer folgende Rede:
Am 28. August 1986 nannte ich bei der Präsentation des ersten Doppelfaszikels das AL in der Sprache Augustins aus De ciuitate dei zitierend ein opus magnum et arduum. Als ich das Vorhaben am 18. September 1975 bei der DFG anmeldete, schrieb ich in den Antrag: «voraussichtliche Dauer: 20 Jahre». Später sagte mir einer der Gutachter, bei einer Angabe unter 10 Jahren hätte man mich nicht ernst genommen.
Inzwischen sind gut 30 Jahre vergangen – Jahre harter Arbeit, Jahre der Mühsal und der Sorge, aber auch der Freude und der Genugtuung über die zunehmend hohe Reputation, die das Projekt in der Fachwelt genießt.
Ist es nicht eine lobenswerte Einrichtung der Vorsehung, dass sie uns über die Zukunft, wenn überhaupt, nur verschleiert Einblicke gewährt? Der Schleier, den sie über alles Künftige breitet, gibt in der Regel nur so viel an der Sicht frei, damit die ‹cotidiana›, die gerade anstehenden Aufgaben mit ihren Problemen, erkannt werden können. Sie zu bewältigen ist dann unsere Aufgabe.
Wahrscheinlich hätten wir vor der Literaturerfassung der augustinischen Sekundärliteratur Anfang der 80er Jahre kapituliert, von der Herstellung eines abrufbaren EDV-Textes aller Werke Augustins die Finger gelassen, den Service im Internetportal www.augustinus.de Ende der 90er Jahre nicht in Angriff genommen, wenn wir die dabei zu bewältigenden Hürden vorausgesehen hätten. Aber so – und nur so! – gelang uns die bisherige Arbeit am Lexikon, das der namhafte Augustinist Gerald Bonner bereits in den 80er Jahren als the great monument to Augustine begrüßt hatte.
Die Arbeit an dem nunmehr zur Präsentation anstehenden Doppelfaszikel, mit dem das AL die Hälfte seines Umfangs erreichte, illustriert nochmals das Gesagte: Wie die meisten von Ihnen wissen, feierte, nein ich darf sagen: zelebrierte das Verlagshaus Schwabe am 22. Januar dieses Jahres die erste Drucklegung der Werke Augustins vor 500 Jahren. Schon bei der Planung dieser Feier war es der gemeinsame Wunsch sowohl der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur wie auch der Herausgeber des Lexikons, dass zu diesem Datum unser nächster Doppelfaszikel vorliegen sollte.
Wir, meine Mitarbeiter in der Redaktion und ich, setzten alles daran, diesem kühnen Wunsch nachzukommen, aber sozusagen 5 vor 12 ließen uns gleich mehrere Autoren im Stich. Ich erlitt sogar einen Herzinfarkt – ob aus diesem Grunde, bleibe dahingestellt. Von den dann erst später als 5 nach 12 eingetroffenen Beiträgen, die ich zu begutachten hatte, waren einige schlicht inakzeptabel. Quid faciendum? Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr einspringen, so blieb mir nichts anderes übrig, als die Redaktion, speziell Herrn Müller damit zu belasten. Er hat diese Artikel praktisch neu bearbeitet; daher die Verzögerung.
In der Zeit seit dem Erscheinen des letzten Doppelfaszikels geschah indes auch Erfreuliches, wenngleich ebenfalls mit viel Mühen Verbundenes. Noch im Jahr 2004 wurde das AL durch die Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften evaluiert, wobei wir beste Prädikate erzielten. Zum Augustinus-Jubiläum im November 2004 organisierten wir unter der Federführung der Akademie der Wissenschaften als Trägerin des AL und in Kooperation mit der Akademie des Bistums Mainz eine gut besuchte Akademietagung über das Thema Gnade - Freiheit – Rechtfertigung. Der heilige Augustinus und seine Wirkungsgeschichte. In diesem Jahr schließlich fand neben den bereits erwähnten Feierlichkeiten in Basel die seit vier Jahren geplante Anbindung des Zentrums für Augustinus-Forschung – jetzt eines e.V. – als eines An-Instituts an die hiesige Julius-Maximilians-Universität statt, was die Akademie in Mainz übrigens nachdrücklich gut hieß und befürwortete. Die Initiative dazu ging zwar von Staatsminister Dr. Goppel als dem Vorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung aus, aber der Motor, der spiritus agens dieses Vorhabens, war Dr. Adolf Bauer als Vorsitzender des ZAF, seit einem Jahr ebenfalls ein e.V. Dieses wird wie in den letzten vier Jahren bereits geschehen in den Sommersemestern jeweils einen Studientag über ein augustinisches Thema abhalten und in den Wintersemestern jeweils ein Seminar mit Lektüre ausgewählter Texte aus dem Werk Augustins anbieten.
Nun liegt er also, da der Doppelfaszikel 3-4: von Hieronymus bis Institutio, institutum umfasst er 62 Artikel, darunter 6 sogenannte Schwerpunktartikel, nämlich Homo, Humilitas, Ieiunium, Imago, Imperium Romanum und Institutio, institutum. Da die Umfänge der Artikel festgelegt sind, erreichten wir mit diesem Doppelfaszikel approximativ die Hälfte des auf 5 Bände geplanten Lexikons. Ich denke, dies ist Grund zu einer Feier, zwar zu keiner großen wie bei der Präsentation des ersten Doppelfaszikels im Jahr 1986 – damals in unseren Klöstern: im hiesigen Steinbachtal und in Rom –, wie jedoch angekündigt, zu einer in engerem Kreis.
Es sei auch diesmal das Danken nicht vergessen. Dieses gilt nach wie vor der Mainzer Akademie für die Betreuung des Lexikons, dem Verlagshaus Schwabe AG für dessen editorische Leistungen, der Deutschen Augustinerordensprovinz für die bibliothekarische und die räumliche Ausstattung der Redaktion sowie für die Finanzierung ihrer Infrastruktur, der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung für die regelmäßigen Spendenzuwendungen mit dem Löwenanteil der Bischöflichen Finanzkammer Würzburg sowie der Deutschen Bischofskonferenz.
Selbstredend gilt mein Dank heute allem voran der Redaktion des AL, den Herren Dr. Andreas Grote und Dr. Christof Müller, der zugleich Mitglied des Herausgebergremiums ist. Zusammen mit ihren Hilfskräften bilden sie unter der Regie von Dr. Grote ein gut funktionierendes Team. Ich darf allerdings hinzufügen, dass die im ZAF sonst noch Beschäftigten indirekt dem AL ebenfalls zuarbeiten. Auch ihnen sei ausdrücklich und herzlich gedankt.
Am 28. August 1986 schloss ich meine Rede mit Sätzen, die an Aktualität nichts eingebüßt zu haben scheinen. «Wir stehen heute, am Tag der Veröffentlichung der beiden ersten Faszikel des AL am Ende vom Anfang unseres Forschungsprojektes, das ich im Hinblick auf die Dauer seiner Verwirklichung mit Augustins Worten ein ‹opus grande et arduum› nannte». Die Widrigkeiten, die zu erwähnen ich damals nicht vergaß, würden uns, so fuhr ich weiter, «in den kommenden Jahren gewiss nicht verlassen. Gerade deshalb möchte ich meinen als Festvortrag gedachten Bericht mit der zweiten Hälfte des aus dem Prooemium von De ciuitate dei zitierten Satzes Augustins schließen und dabei die gleiche Zuversicht hegen, die ihn am Anfang seines epochalen Werkes beseelte: ‹... sed deus adiutor noster est – aber Gott ist unser Helfer›». Was immer bei der Edition der noch ausstehenden zweiten Hälfte des AL auf das Herausgebergremium und auf die Redaktion zukommen mag, dieses Vertrauen möge gelten: «deus adiutor noster est».