ZENTRUM FÜR AUGUSTINUS-FORSCHUNG

AN DER JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG

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Fecisti nos ad te, domine, et inquietum est cor nostrum donec requiescat in te.

Confessiones 1,1

Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.

Bekenntnisse 1,1

Würzburg, Toscanasaal der Residenz, 5. Juli 2003

Aus der Werkstatt des Augustinus-Lexikons
Zur Präsentation des 2. AL-Bandes am 5. Juli 2003 im Toscanasaal
der Würzburger Residenz

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Redaktor des Augustinus-Lexikons (AL) ist es mir eine große Ehre, Sie am Endes des gemeinsam vom Institut für Pädagogik der Universität Würzburg und vom Zentrum für Augustinus Forschung in Würzburg veranstalteten Studientages über «Augustinus und seine Bedeutung für die Gegenwart» im Namen des Hauptherausgebers des Lexikons, Prof. Dr. Cornelius Mayer, und des gesamten Herausgebergremiums sowie der Redaktion herzlich zur Präsentation der Faszikel 15 und 16 des damit nun vollendeten 2. Bandes des Augustinus-Lexikons begrüßen zu dürfen.

Einen besonderen Gruß entbiete ich an unseren Bürgermeister und stellvertretenden Vorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung, Dr. Dr. h.c. Adolf Bauer, der uns bereits heute Vormittag ein Grußwort der Stadt und der Oberbürgermeisterin übermittelt hat und dem ich bei dieser Gelegenheit auch persönlich herzlich zur jüngst verliehenen Ehrendoktorwürde der Universität Córdoba in Argentinien gratuliere. Ich begrüße herzlich als Vertreter der Universität Würzburg – also gewissermaßen als Hausherr – den geschäftsführenden Direktor des Institutes für Pädagogik, Herrn Prof. Dr. Winfried Böhm, sowie alle Vertreter der sich mit Augustinus beschäftigenden Disziplinen, auf deren einzelne namentliche Nennung ich aus Zeitgründen hier leider verzichten muß angesichts der vielen Bereiche, auf die der Kirchenvater eingewirkt hat und, wie wir ja heute vielfach gehört haben, noch immer wirkt; ich bitte dafür um Nachsicht. Als Vertreter des Augustiner-Ordens begrüße ich Pater Dr. Michael Wernicke und Bruder Joseph Lam Cong Qui. Besonders herzlich begrüße ich den Verleger des Augustinus-Lexikons, Dr. Urs Breitenstein vom Schwabe-Verlag in Basel.

Ihnen allen, verehrte Gäste, danke ich für Ihr Kommen trotz des Samstagabendtermines und des beginnenden Kilianifestes.

Verehrtes Auditorium, nach diesem intensiven Studientag voller anregender Vorträge und interessanter Diskussionen, haben Sie jetzt, bitte, keine Angst vor einer langer Rede. Ich möchte nur ein paar Gedanken zum AL aus redaktioneller Sicht vortragen.

Dabei muß ein kurzer Rückblick auf die bisherige Geschichte des AL am Anfang stehen. Alles begann mit dem Bedürfnis, in der Flut der ins Uferlose gewachsenen Publikationen und damit verbundenen Spezialisierungen zum Werk Augustins einen überschaubaren und soliden Zugang zum Kirchenvater zu schaffen.

In der 2. Hälfte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts versammelte Cornelius Mayer in den Räumen des Augustinus-Institutes in Würzburg Augustinforscher verschiedener Disziplinen und aus unterschiedlichen Ländern, um das Konzept eines Augustinus-Lexikons zu erarbeiten.

Dieses auf etwa fünf Bände zu je 8 Faszikeln angelegte Werk mit über 1000 lateinischen, den Schriften Augustins entnommenen Lemmata wurde 1978 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als förderungswürdig befunden. Im Jahr darauf wurde der Verlag Schwabe & Co. AG in Basel mit der Veröffentlichung betraut. Das Augustinus-Lexikon ist m.W. bisher das einzige einer einzelnen Person der Antike gewidmete mehrbändige Lexikon geblieben.

Am 28. August 1986, dem Festtag des hl. Augustinus und genau 1600 Jahre nach seiner Bekehrung, war es dann soweit: Der erste Doppelfaszikel des Augustinus-Lexikons mit 320 Spalten und den Lemmata Aaron bis Anima, animus konnte der Öffentlichkeit präsentiert werden. Am 1. Januar 1990 wurde das AL als Langzeitprojekt in die Förderung des Bund-Länder-Programms aufgenommen und seitdem von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz betreut.

Von Anfang an handelte es sich also sowohl um ein internationales wie auch ein interdisziplinäres Projekt; Eigenschaften, die zwar heute für selbstverständlich erachtet werden, damals jedoch eher Pionierleistungen waren. Derzeit befinden sich im Herausgebergremium des AL insgesamt 15 Vertreter der verschiedenen Disziplinen der Theologie, der Patristik, der Geschichtswissenschaft, der Klassischen Philologie, der Philosophie und der Archäologie aus den Ländern USA, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Italien und Deutschland.

In die Vorarbeiten zum ersten Band fiel die Entwicklung einer lemmatisierten Volltextdatenbank des gesamten augustinischen Œuvres mit über 5 Mio. Wörtern sowie die Erstellung einer ca. 25.000 Titel umfassenden Literaturdatenbank, die 1996 zugleich mit dem Doppelfaszikel 1/2 des 2. AL-Bandes als Corpus Augustinianum Gissense (CAG) auf CD-ROM publiziert wurden. Von dieser steht Veröffentlichung einer inhaltlich und technisch wesentlich verbesserten 2. Auflage unmittelbar bevor.

Diese beiden Projekte, das AL und das CAG, bilden zusammen mit der Internet-Site www.augustinus.de die drei Säulen des hiesigen Zentrums für Augustinus Forschung (ZAF).

Nun zum 2. Band des AL, für den ich zunächst einige Zahlen sprechen lassen möchte: Er enthält auf genau 1340 Spalten über 170 Lemmata in deutscher, englischer oder französischer Sprache, erarbeitet von 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Kanada, USA, Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien. Er umfaßt die Lemmata von Cor bis Fides, von denen manche aus inhaltlichen Gründen auf mehrere Autoren aufgeteilt wurden.

Die Umfänge der einzelnen Artikel betragen in ihren Extremen zwischen einer halben Spalte für ein verlorenes antidonatistisches Werk Augustins und den 163 Spalten des Artikels Epistulae. Dieser bietet beispielsweise neben grundsätzlichen Ausführungen zum Brief in der Antike allgemein und bei Augustinus im besonderen eine Inhaltsübersicht sowie eine Einordnung in den historischen Kontext zu jedem der über 300 erhaltenen Briefe des Kirchenvaters und kommt somit – auch durch umfangreiche Literaturhinweise – auf dieses stattliche Volumen; eine vergleichbare Übersicht zum augustinischen Briefcorpus existiert m.W. nicht.

Die Artikel lassen sich in 4 Arten von Lemmata aufteilen, die sich aus dem Anspruch des AL ergeben, ein Begriffs- und Reallexikon zu Augustinus, seinem Leben und Denken, seinen Werken, den Per­sonen seines Um­kreises und zu seinem zeitgeschichtlichen Kontext zu sein. Ich möchte einige exemplarisch nennen.

(1) Betrachten wir zunächst die ‹Werkartikel›: In Band 2 finden sich davon insgesamt 32; außer den beiden eben genannten Werken seien – nur exemplarisch – aufgeführt: De dialectica als Teil von Augustins Auseinandersetzung mit dem paganen Bildungsprogramm oder De doctrina christiana zur Hermeneutik mit der Konzipierung einer christlichen Kulturtheorie. Über exegetische Abhandlungen Augustins gibt es u.a. das Lemma Enarrationes in Psalmos (Augustins Auslegung aller 150 Psalmen) oder zu seiner Auslegung Paulusbriefe u.a. die Artikel Epistulae ad Romanos inchoata expositio und Expositio epistulae ad Galatas. Daneben stehen Artikel zu etlichen augustinischen Werken, die in der Auseinandersetzung mit den Manichäern, den Donatisten und den Pelagianern entstanden sind; ich nenne jeweils nur ein Beispiel: Contra Faustum, Contra Donatistas, De correptione et gratia. Selbstverständlich gibt es auch Lemmata zu dogmatischen oder pastoralen Schriften wie De fide et symbolo und De diuinatione daemonum.

(2) In der Rubrik ‹Personenartikel› werden (a) historische Persönlichkeiten wie die Bischöfe Cyprian von Karthago oder Damasus von Rom behandelt, genauso wie in Sammeleinträgen z.B. die Episcopi Romani und die Episcopi afri oder die einflußreiche häretische Bewegung der Donatistae oder die philosophische Schule der Epicurei; bedeutenden Personen dieser Gruppen ist natürlich ein eigener Eintrag gewidmet, z.B. Donatus oder Faustus. (b) Biblische Gestalten bzw. deren Bücher werden behandelt z.B. unter Eua oder Dauid bzw. unter Daniel, Esaias oder Ezechiel.

(3) Die Gruppe der ‹Realia› (einschließlich kultischer und liturgischer Artikel) umfaßt z.B. die Lemmata: Cultus; Daemon(es) und Diabolus; Diaconus und Episcopus; Dies dominicus; das Thema ‹Bildung› ist behandelt unter Disciplinae liberales, Eloquentia und Eruditio; die Formel Dominus uobiscum findet sich genauso wie Lemmata zu Epiphania und den Festa sanctorum et martyrum; weiter will ich hier exemplarisch nennen Euangelista und Euangelium, Excommunicatio, Exorcismus sowie Familia.

(4) Schließlich, und nicht immer klar von der Realiengruppe zu trennen, gibt es die Gruppe der ‹Begriffsartikel›: So finden sich Lemmata wie Ecclesia, Eleemosyna, Eucharistia oder Femina – dieses Lemma ist übrigens (wie Eruditio) auch im Internet auf unsrer Homepage unter www.augustinus.de zu finden; von anderen Begriffsartikeln seien beispielsweise genannt: Cor, Corpus, Creatio, creator, creatura, Credere, Crux, Culpa, Deus, Disciplina, Doctrina, Dogma, Elementum, Esse, essentia, Exemplum, Fatum, Fides.

An dieser Stelle, meine Damen und Herren, möchte ich noch einige Sätze aus dem Alltag der redaktionellen Arbeit anfügen, da ich immer wieder die Frage höre: Was macht denn eigentlich ein wissenschaftlicher Redaktor?

Als ich im März 1999 aus Freiburg zum AL kam, waren vom Doppelfaszikel 3/4 des 2. Bandes noch etwa ein halbes Dutzend Artikel zu redigieren und die gesamte Druckvorbereitung durchzuführen. Ich habe damals die Redaktion nach einer Zeit gewissermaßen des Interregnums übernommen, da mein Vorgänger Dr. Chelius, der heute leider nicht anwesend sein kann, vor seinem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand krankheitsbedingt längere Zeit seine Tätigkeit nicht ausüben konnte; das bedeutete für mich: ein ‹Sprung ins kalte Wasser›. Denn ich mußte mir zunächst einmal selbst auf der Basis unserer Handreichungen für die Autoren und durch Abstraktion des bis dahin vorliegenden AL die Regeln aneignen, nach denen jedes Manuskript zu redigieren ist.

Wer redaktionell für ein Lexikon Verantwortung trägt, hat – Augustinus möge es verzeihen – einen Götzen, dem er huldigen muß, um eine möglichst benutzerfreundliche Anwendung seines Lexikons zu gewährleisten: Dieser Götze ist die Einheitlichkeit, und zwar durch alle Bände hindurch. Außerdem benötigt er – hier sind wir schon fast beim Polytheismus, denn jetzt kommt ein zweiter Götze ins Spiel – viele Abkürzungen, um auf möglichst wenig Raum möglichst viel Inhalt unterzubringen. Für diese Abkürzungen kann er entweder auf existierende und in der Fachwelt anerkannte Verzeichnisse penibel zurückzugreifen; in unserem Falle gibt es z.B. den ‹Index› des Thesaurus Linguae Latinae für lateinische Autoren und Werke. Oder es müssen entsprechend den Anforderungen des AL eigene Listen erstellt werden. Das AL benötigt beides. Hier will ich daher nur auf die von meinem Vorgänger erstellte Liste zu sämtlichen Werken Augustins mit den derzeit maßgeblichen Editionen hinweisen, die sogar jeden Brief und jede Predigt separat mit den entsprechenden Angaben aufführt und die sich zunehmend zum Standard für die Zitation des augustinischen Œuvres entwickelt.

Natürlich müssen sämtliche Verzeichnisse gepflegt, d.h. ständig aktualisiert, erweitert und an die Bedürfnisse des AL angepaßt werden; so gibt es z.B. ein den genannten Thesaurus-Index ergänzendes Verzeichnis mit den dort fehlenden, aber im AL zitierten Autoren und Werken oder ein umfangreiches eigenes Verzeichnis der ‹Serien und Zeitschriften, Ausgaben, Lexika, Sammel- und Standardwerke›.

Deshalb, verehrte Damen und Herren, liebe Gäste, präsentieren wir Ihnen heute mit der Vollendung des 2. Bandes nicht nur seinen 4. Doppelfaszikel, sondern auch einen neuen Vorspann mitsamt dem kompletten, inzwischen auf etwa 100 Spalten angewachsenen Abkürzungsapparat des AL.

Ich war bei dem Götzen Einheitlichkeit: Als Opfer sind ihm insbesondere Formalia darzubringen wie bei uns das Setzen moderner Autorennamen in ‹Kapitälchen› (aber nur in den Anmerkungen) oder das Absetzen mehrerer Verweise voneinander durch Kommata (nicht etwa durch Semikola), oder daß ‹Kursivierung› i.d.R. nur in den Anmerkungen für antike Werktitel und Titel moderner Monographien verwendet wird, und nicht – wie häufig – für lateinische Zitate oder Begriffe; auch benutzt das AL die französische Form der Anführungszeichen, die sogenannten ‹Guillemets› – wir sind ja international.

Sie sollen hier nicht mit weiteren Details gelangweilt werden, jedoch setzt an solchen Dingen die redaktionelle Kärrnerarbeit an, denn Autoren halten sich in ihren Manuskripten höchst unterschiedlich an die ihnen mitgeteilten formalen Vorgaben, obwohl es sich dabei wirklich nur um ganz allgemeine Dinge handelt. Manche präsentieren ihre Manuskripte sogar in einer Form, von denen sie selbst im nachhinein, d.h. wenn sie die fertigen Fahnen sehen, einräumen, ihre früher vorgelegten Manuskriptseiten seien wohl eher nur ein Konzept gewesen. Bei anderen kann man den Eindruck gewinnen, sie hätten den Vorsatz gehabt, unser System verbessern zu müssen, indem sie für ihr Manuskript gleich ein völlig neues schaffen; das mag dann zwar auf den ersten Blick womöglich ganz gut aussehen, ist aber – eben aufgrund der Nicht-Einheitlichkeit – für das AL unbrauchbar, so daß die Redaktion dann fast mehr Mühe mit der Umformatierung hat, als wenn wir den reinen, unformatierten Text bekommen hätten.

Natürlich steht jedes Manuskript nicht nur formal, sondern v.a. auch inhaltlich auf dem Prüfstand. Aus Zeitgründen will ich hier nur ganz kurz auf die Artikel eingehen, die in der zunächst vorgelegten Fassung inhaltlich unseren Anforderungen nur teilweise genügen. Jedes eingegangene Manuskript wird von mindestens 2 Mitgliedern des Herausgebergremiums begutachtet, d.h. auf Desiderata hin überprüft; oft müssen diese Gutachten auch Kürzungsvorschlage enthalten, wenn der vorgegebene Umfang ohne triftige Gründe überzogen wurde.

In solchen Fällen wünscht sich der Redaktor manchmal, er hätte im Auswärtigen Amt gedient und eine gründliche Schulung in allen Finessen der Diplomatie erhalten. Denn welche Autoren – oft ja hochdekorierte Gelehrte – hören schon gerne, sie sollen ihren Beitrag noch einmal überarbeiten, da dieser oder jener Mangel festgestellt worden sei? Wir versuchen dann, ihnen zu suggerieren, ihr Manuskript sei einerseits ja grundsätzlich akzeptiert worden, jedoch wollten wir ihnen die Gelegenheit bieten, aus diesen oder jenen Gründen und im Interesse der Benutzerfreundlichkeit des AL aus ihren durchaus ‹guten› Beiträgen ‹hervorragende› zu machen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen – bei denen nicht immer klar ist, ob es sich um verletzte Eitelkeit oder einfach um Trägheit handelt – sind unsere Autoren jedoch auch zu Nachbesserungen bereit. Was übrig bleibt, obliegt dann eben der Redaktion.

Insgesamt dürfen wir aber sagen, daß inzwischen auch die Güte der Mehrzahl der abgelieferten Manuskripte den hohen Stellenwert widerspiegelt, den sich das AL mittlerweile erarbeitet hat. Es ist eben nicht oder: nicht mehr ein Lexikon neben vielen, für das ein Gelehrter auch noch ein paar Zeilen aus der Fülle seines Wissens übrig hat, sondern man fühlt sich offenkundig nunmehr geehrt, zu einem Beitrag eingeladen zu werden, und gibt sich dann meist auch entsprechend Mühe damit – erst dieser Tage erhielten wir eine Zusage aus New York mit den Worten: «I would be honored to write the article ... for the distinguished Augustinus-Lexikon». Übrigens kann auch eine Ablehnung einer Übernahme dies zeigen, etwa wenn ein angefragter Autor seine Absage damit begründet, daß er «im Moment nicht die Zeit habe, die für das AL -Niveau erforderlich ist».

Hiermit befinden wir uns also am Anfang der Entstehungsgeschichte eines Artikels, nämlich der Artikelvergabe und der Autorenanfrage. Nachdem dann ein Autorenvertrag mit dem Verlag geschlossen ist, hoffen wir auf die pünktliche Lieferung des Manuskriptes – dies allein wäre ein abendfüllendes Thema, weshalb ich mich heute nicht näher dazu äußern möchte. Sobald es als Datei und Ausdruck vorliegt, wird es, wie gerade geschildert, begutachtet; etwaige Überarbeitungen erbittet dann der Redaktor auf dieser Basis und hofft erneut auf pünktliche Lieferung. Jetzt folgt durch die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte – allesamt Studierende der Klassischen Philologie, die mindestens schon im Hauptstudium sind und sehr gute Lateinkenntnisse besitzen müssen (derzeit sind es sogar alles Doktoranden!) – eine peinlich genaue Überprüfung sämtlicher Angaben des Artikels, d.h. der Quellen und der Sekundärliteratur. Hierfür ist uns neben dem CAG die hervorragend ausgestattete Spezialbibliothek des hiesigen Augustinus-Institutes eine unschätzbare Hilfe; was trotzdem weder dort noch in den Bibliotheken der Universität Würzburg vorhanden ist, wird per Fernleihe bestellt. An diese Kontrollen schließt die allgemeine Anpassung des Manuskriptes an die grundsätzlichen Vorgaben unserer ‹Technischen Richtlinien› an. Danach ist wieder der Redaktor am Zuge: Er arbeitet die verbliebenen Desiderata ein (möglichst so, daß sie der Autor auch akzeptiert). Schließlich wird die Datei dann auch formal satzfertig gemacht und per E-Mail an den Verlagslektor übersandt. Es folgen Satz und Hauskorrektur bei Schwabe. Der nächste Schritt ist die Fahnenkorrektur durch Autor und Redaktion sowie bei englischen und französischen Artikeln auch noch durch entsprechende muttersprachliche Mitherausgeber. Nach der Einarbeitung aller dabei noch aufgefallenen Corrigenda in die Fahnen durch den Redaktor, findet der Umbruch und die entsprechende Korrektur statt, wofür es sich bewährt hat, daß der Redaktor einige Tage beim Verlag in Basel zu Gast sein darf, bis schließlich am Ende der Druckvorbereitungen und nach den letzten Korrekturen das endgültige ‹Gut zum Druck› erteilt werden kann.

Sie hören – und sehen es vielleicht auch, wenn Sie das AL zur Hand nehmen –, meine Damen und Herren, es ist eine sehr aufwendige Redaktionsarbeit, bis aus einem bloßen Lemmatitel schließlich ein gedruckter AL-Artikel geworden ist. Wir wollen aber und setzen alle Kraft darein, daß sich die Benutzer des AL auf die dortigen Angaben verlassen können; daher steht praktisch nichts im AL, was nicht von uns per Autopsie überprüft worden ist. Der Preis dieser Sorgfalt und Qualität, die uns seit dem ersten Doppelfaszikel in einer Fülle von Rezensionen stets attestiert wurden, ist natürlich, das soll nicht verschwiegen werden, die Zeit.

Mittlerweile, d.h. in den letzten Jahren, haben wir es aber durch organisatorische Maßnahmen und insbesondere durch den konsequenten Einsatz der EDV und der neuen Medien geschafft, daß ca. alle 18 Monate ein neuer Doppelfaszikel des AL publiziert werden kann – obwohl wir nur über 1,5 Stellen verfügen (und auch das erst nach langem Ringen) –, ein Rhythmus, der ursprünglich für 2 ganze Mitarbeiterstellen vorgesehen war. Trotzdem gibt es immer wieder unvorhersehbare Situationen, in denen der Zeitplan aus den Fugen geraten kann, etwa wenn ein Autor kurzfristig ausfällt oder die sonst zuverlässige Technik uns einen Streich spielt.

Verehrtes Auditorium, Sie haben jetzt vielleicht einen kleinen Eindruck erhalten, wie viele Personen und Institutionen an einem Strang ziehen müssen, damit solch ein Opus gelingt. Daher wird es nun höchste Zeit, «Danke!» zu sagen für die gute Zusammenarbeit:

· An allererster Stelle natürlich den Autoren – Was wäre das AL ohne sie?

· Der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz für die wohlwollende Betreuung des Projektes, insbesondere ihrem Präsidenten Prof. Dr. Clemens Zintzen, ihrem Generalsekretär Dr. Wulf Thommel und dem Projektkoordinator Dr. Carlo Servatius.

· Dem Verlag Schwabe & Co. AG nicht nur für seine sorgfältige Arbeit, sondern zuallererst für die Finanzierung der Publikation überhaupt – Dank namentlich dem Verleger Dr. Urs Breitenstein, dem Verlagsleiter Dr. David Marc Hoffmann und unserem Lektor Dr. Ueli Dill.

· Der Deutschen Augustinerordensprovinz für das Zurverfügungstellen und damit die Finanzierung der Räumlichkeiten, in denen wir uns wohlfühlen und deren moderne Infrastruktur unsere Arbeit sehr erleichtert.

· Dem Augustinus-Institut der Deutschen Augustiner mit dem Direktor P. Prof. Dr. Willigis Eckermann, insbesondere für die Benutzung der Instituts-Bibliothek; damit verbunden ist auch der Dank an die Bibliothekarin Frau Dr. Carolin Oser-Grote.

· Der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V. mit ihrem Vorsitzenden Dr. Thomas Goppel für vielfältige Unterstützung – oft im Hintergrund, aber nicht weniger effektiv.

· Der Universität Würzburg, stellvertretend dem Institut für Klassische Philologie mit den Herren Professoren Dr. Michael Erler, Dr. Udo Scholz und Dr. Ludwig Braun, für die gute Kooperation; die meisten unserer studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte stammen von dort, wie übrigens auch umgekehrt die derzeitige Assistentin der Gräzistik, Frau Dr. Irmgard Männlein-Robert, ihre ersten Karriereschritte beim AL unternommen hat.

· Der Universitätsbibliothek Würzburg sowie den diversen Teilbibliotheken der für uns relevanten Fächer – Bücher sind nun einmal das Lebenselixier der Geisteswissenschaften.

· Dem Hauptherausgeber Prof. Dr. Dr. h.c. Cornelius Mayer für die sehr gute Zusammenarbeit, stellvertretend für das gesamte Herausgebergremium.

· Besonderer Dank selbstverständlich allen Mitarbeitern in der Redaktion, an erster Stelle natürlich meinem Vorgänger, Dr. Karl Heinz Chelius, der immerhin noch etwa für die erste Hälfte dieses 2. Bandes die Verantwortung getragen hat und auch danach für meine Fragen offene Ohren hatte.

· Dem Co-Redaktor PD Dr. Christof Müller für die kollegiale, vertrauensvolle und, ich darf sagen, freundschaftliche Zusammenarbeit.

· Den studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften, den ehemaligen wie den jetzigen, für ihre zuverlässige und sorgfältige Mitarbeit, die sehr zu der Qualität des AL beigetragen hat – stellvertretend den Damen Nicole Pfeifer und Tanja Thanner sowie den Herren Dr. Alexander Eisgrub und Volker Lukas.

· Meinem geschätzten Kollegen Herrn Hans-Joachim Lange vom ZAF, der das CAG und unsere Homepage redaktionell betreut, für seine Hilfe bei vielen Fragen nicht nur diese Projekte betreffend.

Ein kleiner Ausblick sei am Schluß noch gestattet: Mittlerweile arbeiten wir schon intensiv am ersten Doppelfaszikel des 3. Bandes, der im Herbst 2004 erscheinen soll; etliche Artikel dafür sind bereits satzfertig. Teilweise sind wir sogar schon mit dem Doppelfaszikel 3,3/4 beschäftigt. Die Lemmata sind inzwischen bis einschließlich des Anfangsbuchstabens ‹I› (Iustus (iusti)) vergeben.

Verstärkt wollen wir auch die Kooperation mit der hiesigen Universität zu gegenseitigem Nutzen suchen: sei es in gemeinsamen Veranstaltungen wie heute, sei es u.U. durch Mitarbeit am Würzburger Altertumswissenschaftlichen Zentrum oder in einer anderen, institutionalisierten Form; das wird die Zukunft erweisen.

Ich möchte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Sie alle, die Sie durch Ihre Anwesenheit Ihr Interesse und auch Ihr Wohlwollen gegenüber dem AL zum Ausdruck gebracht haben, zu bitten, uns dieses auch weiterhin entgegenzubringen und überall dort, wo es Ihnen möglich ist, das Projekt zu unterstützen. Sie alle wissen, daß Grundlagenforschung, zumal die geisteswissenschaftliche – und dazu gehört die Erarbeitung eines Lexikons – derzeit nicht sehr hoch im Kurs steht; Kurzfristdenken greift leider auch zunehmend in der Wissenschaft um sich.

Meine Damen und Herren, ich habe nun viel über das AL und damit auch einiges über Augustinus gesprochen, jetzt soll er aber auch endlich selbst zu Wort kommen mit einer Bemerkung aus seinen Retractationes, einem Werk, in dem er alle seine Schriften noch einmal einer kritischen Revue unterzieht und in dem er auf Mt 12,36 verweist, wo es heißt: «Über jedes unnütze Wort, das ein Mensch geredet hat, wird er am Tage des Gerichtes Rechenschaft geben müssen» (Retr. 1,prol.,2). Dieser Gefahr möchte ich mich jetzt nicht weiter aussetzen, danke Ihnen für Ihre Geduld und wünsche, daß der nun fertige Band 2 des Augustinus-Lexikons seinen Benutzern Antwort auf die Fragen gibt, deretwegen sie ihn konsultieren, und sie vielleicht sogar zu längerem ‹Schmökern› verleitet – in ihm oder bei Augustinus selbst.

Dr. Andreas E.J. Grote
(Würzburg, Redaktor des AL)