Die Epistulae (Briefe) Augustins und das ‹Epistulae-Projekt› des ZAF
Augustinus war ein Mensch, Denker, Seelsorger und Kirchenpolitiker, für den Kommunikation eine grundlegende und umfassende Bedeutung hatte. Zu den wichtigsten Kommunikationsformen zählten zu seiner Zeit neben der Mündlichkeit und dem Verfassen von längeren Traktaten nicht zuletzt das Schreiben und das Empfangen von Briefen, die teilweise auch für ein größeres Publikum verfasst und entsprechend ediert, kopiert und verbreitet wurden. Das augustinische Briefkorpus mit etwas über 300 erhaltenen Schreiben (mit Sicherheit nur ein kleiner Bruchteil der vollständigen Korrespondenz) von und an Augustinus aus unterschiedlichen Phasen seines Lebens ist für die Nachwelt von größter Bedeutung, da diese Texte nicht nur das Bild des Menschen, Denkers, Seelsorgers und Kirchenpolitikers Augustinus erhellen und illustrieren, sondern hinsichtlich ihres Umfangs und Erhaltungsgrades wie auch hinsichtlich der Gewichtigkeit der Korrespondierenden und ihrer Themen eine einzigartige Quelle für das Erfassen der Spätantike darstellen. Es vermag von daher nicht zu verwundern, dass die Epistulae Augustins für zahlreiche Disziplinen einen reizvollen und fruchtbaren Forschungsgegenstand abgeben, z.B. für die Philologie, die Philosophie, die Theologie, die Soziologie und die Politik sowie für die Rechts-, die Kommunikations- und die Geschichtswissenschaften.
In das Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit rückte die Briefkorrespondenz Augustins durch einen sensationellen Fund des Wiener Altphilologen Johannes Divjak, der Mitte der 1970er Jahre beim systematischen Durchforsten französischer Bibliotheken in der Stadtbibliothek von Marseille und in Paris Manuskripte einer umfangreichen Gruppe von Schreiben von oder an Augustinus entdeckte, die bislang unbekannt waren und deren Auswertung das Bild des nordafrikanischen Bischofs, seines Lebens und seiner Lehren doch in etlichen wichtigen Punkten ergänzte oder korrigierte.
All die bis hierhin skizzierten Tatsachen kontrastieren indes auffallend mit dem aktuellen und zutreffenden Befund des renommierten Kirchenhistorikers und Augustinus-Experten Volker H. Drecoll: «Eine Aufarbeitung des augustinischen Briefkorpus ist am ehesten noch für die Epistulae Divjak und für den Briefwechsel zwischen Augustin und Hieronymus geleistet, steht aber zum größeren Teil noch aus» (Theologische Literaturzeitung 134 (2009) 877). Dieser Befund wird gegenwärtig in etlichen weiteren Veröffentlichungen national und international ausdrücklich bestätigt. Die Kontrasterfahrung zwischen der Bedeutung des augustinischen Briefkorpus einerseits und der schmerzlichen Desiderate in der Erforschung dieses wissenschaftlichen Juwels andererseits blieb freilich auch den Spezialisten der Würzburger Augustinus-Forschung nicht verborgen, die sich seit den 1990er Jahren bis zum heutigen Tag um die Milderung und Minderung dieses Kontrastes bemühen.
Einen kräftigen Schub und ein solides Fundament erhielten die diesbezüglichen Bemühungen durch die Erarbeitung des Artikels ‹Epistulae› für das Augustinus-Lexikon, bei der der erwähnte Johannes Divjak und die Würzburger Redaktion des Lexikons monatelang intensiv kooperierten. Zwar sprengte das Ergebnis, der fertiggestellte und gedruckte Artikel, in exorbitanter Weise die ursprüngliche Umfangsvorgabe, jedoch ebenso die hochgesteckten Erwartungen der Fachwelt: der Artikel wurde und wird viel gerühmt, viel herangezogen und viel zitiert.
Seit dieser Zeit bringt die Würzburger Augustinus-Forschung, seit Anfang des 3. Jahrtausends unter dem Dach des Zentrums für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg (ZAF) gebündelt, immer wieder kleinere oder größere Module auf den Weg, um der adäquaten Erschließung und Auswertung des augustinischen Briefkorpus einige Schritte näher zu kommen. Seit dem Jahr 2010 kooperiert das ZAF mit Augustinus-Spezialistinnen und -Spezialisten der Universitäten Würzburg, Heidelberg, Erlangen und Tübingen, darüber hinaus der Universitäten Münster, Rostock, Tübingen und Wien bzw. Notre Dame, um auf dem lohnend erscheinenden Weg schneller und effektiver, aber auch umsichtiger und weitsichtiger voranzukommen. Mittel- und langfristig plant das ZAF in Kooperation mit diesen und weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein größeres Epistulae-Projekt, das unter anderem in die gründliche und vollständige Kommentierung des augustinischen Briefwechsels münden soll. Bis dahin freilich gibt es noch viel zu tun ...
Augustinus war ein Mensch, Denker, Seelsorger und Kirchenpolitiker, für den Kommunikation eine grundlegende und umfassende Bedeutung hatte. Zu den wichtigsten Kommunikationsformen zählten zu seiner Zeit neben der Mündlichkeit und dem Verfassen von längeren Traktaten nicht zuletzt das Schreiben und das Empfangen von Briefen, die teilweise auch für ein größeres Publikum verfasst und entsprechend ediert, kopiert und verbreitet wurden. Das augustinische Briefkorpus mit etwas über 300 erhaltenen Schreiben (mit Sicherheit nur ein kleiner Bruchteil der vollständigen Korrespondenz) von und an Augustinus aus unterschiedlichen Phasen seines Lebens ist für die Nachwelt von größter Bedeutung, da diese Texte nicht nur das Bild des Menschen, Denkers, Seelsorgers und Kirchenpolitikers Augustinus erhellen und illustrieren, sondern hinsichtlich ihres Umfangs und Erhaltungsgrades wie auch hinsichtlich der Gewichtigkeit der Korrespondierenden und ihrer Themen eine einzigartige Quelle für das Erfassen der Spätantike darstellen. Es vermag von daher nicht zu verwundern, dass die Epistulae Augustins für zahlreiche Disziplinen einen reizvollen und fruchtbaren Forschungsgegenstand abgeben, z.B. für die Philologie, die Philosophie, die Theologie, die Soziologie und die Politik sowie für die Rechts-, die Kommunikations- und die Geschichtswissenschaften.
All die bis hierhin skizzierten Tatsachen kontrastieren indes auffallend mit dem aktuellen und zutreffenden Befund des renommierten Kirchenhistorikers und Augustinus-Experten Volker H. Drecoll: «Eine Aufarbeitung des augustinischen Briefkorpus ist am ehesten noch für die Epistulae Divjak und für den Briefwechsel zwischen Augustin und Hieronymus geleistet, steht aber zum größeren Teil noch aus» (Theologische Literaturzeitung 134 (2009) 877). Dieser Befund wird gegenwärtig in etlichen weiteren Veröffentlichungen national und international ausdrücklich bestätigt. Die Kontrasterfahrung zwischen der Bedeutung des augustinischen Briefkorpus einerseits und der schmerzlichen Desiderate in der Erforschung dieses wissenschaftlichen Juwels andererseits blieb freilich auch den Spezialisten der Würzburger Augustinus-Forschung nicht verborgen, die sich seit den 1990er Jahren bis zum heutigen Tag um die Milderung und Minderung dieses Kontrastes bemühen.
Einen kräftigen Schub und ein solides Fundament erhielten die diesbezüglichen Bemühungen durch die Erarbeitung des Artikels ‹Epistulae› für das Augustinus-Lexikon, bei der der erwähnte Johannes Divjak und die Würzburger Redaktion des Lexikons monatelang intensiv kooperierten. Zwar sprengte das Ergebnis, der fertiggestellte und gedruckte Artikel, in exorbitanter Weise die ursprüngliche Umfangsvorgabe, jedoch ebenso die hochgesteckten Erwartungen der Fachwelt: der Artikel wurde und wird viel gerühmt, viel herangezogen und viel zitiert.
Seit dieser Zeit bringt die Würzburger Augustinus-Forschung, seit Anfang des 3. Jahrtausends unter dem Dach des Zentrums für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg (ZAF) gebündelt, immer wieder kleinere oder größere Module auf den Weg, um der adäquaten Erschließung und Auswertung des augustinischen Briefkorpus einige Schritte näher zu kommen. Seit dem Jahr 2010 kooperiert das ZAF mit Augustinus-Spezialistinnen und -Spezialisten der Universitäten Würzburg, Heidelberg, Erlangen und Tübingen, darüber hinaus der Universitäten Münster, Rostock, Tübingen und Wien bzw. Notre Dame, um auf dem lohnend erscheinenden Weg schneller und effektiver, aber auch umsichtiger und weitsichtiger voranzukommen. Mittel- und langfristig plant das ZAF in Kooperation mit diesen und weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein größeres Epistulae-Projekt, das unter anderem in die gründliche und vollständige Kommentierung des augustinischen Briefwechsels münden soll. Bis dahin freilich gibt es noch viel zu tun ...