Am 21.06.2024
Ort: ZOOM-Konferenz auf der Plattform der Universität Würzburg
Am Freitag, 21. Juni 2024, veranstaltet das Zentrum für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg (ZAF) in Verbindung mit Instituten der Universität und in Kooperation mit der Domschule Würzburg seinen diesjährigen Augustinus-Studientag zum Thema: "Augustinus in der Philosophie des 20. Jahrhunderts". Die Tagung findet als ZOOM-Meeting auf der virtuellen Plattform der Universität Würzburg statt und beginn um 10 Uhr s.t. (siehe Online-Anmeldeformular am Seitenende).
Bis ins 19. Jahrhundert fiel die Auseinandersetzung mit Augustinus im Wesentlichen in das Gebiet der christlichen Theologie. Seit dem beginnenden 20. Jahrhundert ist jedoch ein zunehmendes Interesse seitens der nicht konfessionell gebundenen Philosophie an Augustins Denken zu beobachten, das bis zum heutigen Tag anhält und neue – kritische und konstruktive – Perspektiven für die Augustinusinterpretation eröffnet hat. Die Maßstäbe hierfür haben bedeutende Philosophinnen und Philosophen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts gesetzt, die den philosophischen Diskurs der Epoche prägende Themen im Gespräch mit Augustinus verhandelten. Prominent ist hier etwa die Phänomenologie der Zeit (Edmund Husserl, Martin Heidegger), die Liebe als Zentralbegriff der Ethik (Hannah Arendt) oder die Frage nach Geist und Transzendenz (Karl Jaspers, Paul Ludwig Landsberg).
Der 21. – virtuelle! – Augustinus-Studientag nähert sich dieser breitgefächerten Thematik schlaglichtartig in Vorträgen ausgewählter Expertinnen und Experten an und lädt zum Austausch ein.
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Arendts Auseinandersetzung mit Augustinus beschränkt sich keineswegs nur auf seinen Liebesbegriff, sondern wird der wichtigen Denkerin des 20. Jahrhunderts zum Anlass einer ganz grundsätzlichen kritischen Befragung der westlichen Denktradition, für die sie der spätere Kirchenvater in Kritik wie Anlehnung inspiriert und wichtige Impulse und Denkfiguren initiiert, die ihrerseits in ihrer Widerständigkeit, ihrer Kollision bis Amalgamierung wiederum weit über das Denken beider hinausweisen und bis heute zu denken geben.
Karl Jaspers sieht in Augustinus die „ursprünglichste Gestalt christlichen Denkens“ (Jaspers) sowie den Begründer der christlichen Philosophie und zeichnet ihn neben Platon und Kant als einen der drei ,fortzeugenden Gründer des Philosophierens‘ im abendländischen Denken aus. Unbeschadet dieser hohen Auszeichnung ist seine Charakterisierung der Person und des Denkens des Augustinus jedoch höchst ambivalent, wie in diesem Beitrag gezeigt werden soll. Abschließend soll exemplarisch auf einige Spuren des Augustinus im Denken von Karl Jaspers eingegangen werden.
Ausgangspunkt dieses Beitrages ist die von Paul Ludwig Landsberg (1901-1944) 1928 vorgelegte, bisher unveröffentlichte, unvollständige und nur als Typoskript erhaltene Habilitationsschrift: „Augustinus. Studien zur Geschichte seines Geistes“. Entsprechend dem gegenwärtigen Forschungsstand werden der geschichtliche Kontext ihrer Entstehung und das Schicksal des Typoskriptes nachgezeichnet sowie eine erste philosophische Einordnung von Landsbergs Augustinusstudien versucht.
Heidegger betont immer wieder, dass seine Philosophie und die Philosophie im Allgemeinen streng von der Theologie zu trennen seien. Zentrale Momente seiner Philosophie sind aber dennoch wesentlich von theologischen Denkfiguren geprägt. Vor diesem Hintergrund diskutiere ich in meinem Beitrag die systematische Frage nach dem Verhältnis von Philosophie und Theologie anhand von Heideggers Auseinandersetzung mit Augustinus.
In seiner unergründlichen Selbstreflexion treffe Augustinus, so Karl Jaspers, als schöpferischer Denker jenen innersten Punkt der Seele, der über sich selbst hinausweist. Jedoch befremde die strikte Bezogenheit auf Gott und die Abhängigkeit von dessen Gnade. Obgleich auch Jaspers ein Moment des „Sichgeschenktwerdens“ im „Freiheitsbewusstsein“ hervorhebt, betont er die Differenz zum „Gnadenbewusstsein“, worin er eine „Selbstverkleinerung“ ausmacht.