Das Zentrum für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg trauert um seinen charismatischen Gründer, Spiritus rector und Nestor Prof. Dr. Dr. h.c. Cornelius Petrus Mayer OSA, der am 8. März 2021 – kurz vor seinem 92. Geburtstag – im Würzburger Augustiner-Kloster verstorben ist. Mayer gehörte und gehört zu den weltweit renommiertesten Augustinus-Forschern des 20. Jahrhunderts, sein Name ist in der Fachwelt besonders mit dem von ihm begründeten internationalen und interdisziplinären Projekt Augustinus-Lexikon verbunden.

Prof. Dr. Cornelius Petrus Mayer OSAP. Prof. Dr. Cornelius Petrus Mayer OSA (* 9. März 1929, † 8. März 2021). Die Aufnahme entstand bei der Akademischen Feier anlässlich seines 90. Geburtstages. – Foto: ZAF

Cornelius Mayer wurde am 9. März 1929 im donauschwäbischen Pilisborosjenö/Weindorf bei Budapest geboren. Nach der Vertreibung der Familie aus Ungarn besuchte Mayer zunächst in Walldürn, danach im Augustiner-Gymnasium von Münnerstadt die Schule. Nach dem Abitur 1949 trat er in das Noviziat des Augustiner-Ordens ein, studierte in Würzburg Theologie, legte 1953 seine feierliche Profess ab und wurde 1955 zum Priester geweiht. Nach zehnjähriger Leitung einer Klosterschule setzte Pater Petrus, wie er sich im Orden nannte, seine theologischen Studien in Würzburg und Paris – seinerzeit ein ‹Mekka› der Augustinus-Forschung – fort und erlangte die jeweils mit Prädikat versehenen akademischen Meriten von Promotion und Habilitation.

Nach der Ernennung zum Privatdozenten für Dogmatik und Dogmengeschichte im Jahr 1973 lehrte Mayer an den Universitäten Frankfurt a.M. und Saarbrücken, ab 1979 hatte er die Professur für Systematische Theologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen inne – diesem Lehrstuhl hielt er bis zur Emeritierung 1995 die Treue. Im Rahmen seiner akademischen Tätigkeiten deckte Mayer in Forschung, Lehre und Publikation die gesamte Breite der Systematischen Theologie ab – zeitweise mit einer gewissen Affinität zur Befreiungstheologie –, legte seinen Schwerpunkt aber entschieden auf die Augustinus-Forschung, der bereits Promotion und Habilitation gewidmet waren: hier speziell der elaborierten ‹Zeichenlehre› des Kirchenvaters.

Als Augustinus-Forscher erarbeitete Mayer sich über Jahrzehnte hinweg ein weltweites Renomee: als Verfasser unzähliger Aufsätze, als Veranstalter einschlägiger Tagungen, vor allem aber als Initiator, Motor und Hauptherausgeber des Forschungs- und Editionsprojekts Augustinus-Lexikon (AL). Das über Jahrzehnte von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur betreute und nunmehr unmittelbar vor dem Abschluss stehende Vorzeige-Projekt ist methodisch der Quellenarbeit und der Interdisziplinarität verpflichtet und beweist sein internationales Format u.a. durch die Dreisprachigkeit seiner Artikel (Deutsch, Englisch oder Französisch). Die Arbeiten am Lexikon und an dessen Satellitenprojekten, z.B. dem Corpus Augustinianum Gissense (CAG) – eine elektronische, hochdifferenzierte Gesamtausgabe sämtlicher überlieferten Schriften Augustins – und der mitterweile an die 40.000 Datensätze umfassenden bibliographischen Datenbank zur Primär- und Sekundärliteratur des Kirchenvaters, fasste Mayer 2001 unter dem Dach des Zentrums für Augustinus-Forschung zusammen, dem der Freistaat Bayern einige Jahre später den Status eines ‹An-Institus› der Universität Würzburg zuerkannte und das Mayer bis ins hohe Alter hinein leitete. Über dieses An-Institut ZAF vermochte er nicht nur, Augustinus-Spitzenforschung zu bündeln und mit größerer Effizienz zu versehen, sondern auch breiter zu vermitteln: durch Vorträge, durch Studientage, durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.

Für seine herausragenden wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen erhielt Mayer zahlreiche Ehrungen, unter anderem den Ehrendoktor der Universität von Villanova (Pennsylvania), das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden, mehrere ihm gewidmete Festschriften, eine persönliche Papstaudienz sowie die Ehrenmitgliedschaft der Universität Würzburg.

Unter seinen breitgefächerten Wissenschaftlerqualitäten fallen insbesondere drei Merkmale ins Auge: zum einen seine ungeheure Energie und Arbeitsdisziplin, die keinerlei Trennung von Beruflichem und Privaten erkennen ließ; zum zweiten sein Sinn für Organisation und Netzwerkbildung, mittels dessen er etliche gewichtige Persönlichkeiten und Institutionen der Wissenschafts- und Kulturlandschaft für seine Projekte gewinnen konnte; schließlich seine Aufgeschlossenheit für methodische und technische Innovation, die ihn zu einem Pionier der ‹Digital Humanities› werden ließ.

Die Würzburger Augustinus-Forschung hat ihrem charismatischen Gründer, Spiritus rector und Nestor Cornelius Petrus Mayer viel zu verdanken; sein geistiges und wissenschaftliches ‹Vermächtnis› ist für seine ‹Erben› ein großes Geschenk, aber auch eine anspruchsvolle Herausforderung. Die Verantwortlichen wie auch die Freunde und Förderer des Zentrums für Augustinus-Forschung werden diese profilierte Persönlichkeit in dankbarer Erinnerung behalten und deren ebenso profiliertes Werk nach bestem Wissen und Gewissen weiterführen.

Christof Müller
Zentrum für Augustinus-Forschung an der Universität Würzburg